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von Christian Hönicke

Veröffentlicht am 14.11.2019

der Streit um den Neubau in Karow eskaliert. Die „Bürgerinitiative Karow“ sieht die vom Bezirk durchgeführte Bürgerbeteiligung als gescheitert an. Ihr Ergebnis sei „ein Schlag ins Gesicht der Anwohner“, so Elke Großmann. Sie saß für die Initiative im Anwohnerbeirat der Beteiligungswerkstätten zur sogenannten „Rahmenplanung Karow“. Die sieht den Bau von 3000 Wohnungen auf drei Bauflächen im Norden des Bezirks vor.

Der Bürgerinitiative ist das zu viel. Sie fordert eine „maßvolle Bebauung“ und die vorherige Lösung der Verkehrsprobleme im Nordosten. Dazu hatte sie der BVV unlängst einen Antrag und 3.500 Unterschriften übergeben, die den Rückhalt für die Forderungen in der Bevölkerung dokumentieren sollen.

Doch die Bürgerbeteiligung sei „desaströs“ verlaufen, kritisiert die Initiative in einer Mitteilung. Bereits sehr früh habe sich gezeigt, dass die zentralen Themen der Anwohner durch das Bezirksamt und die Planer „entweder nur zur Kenntnis genommen, dann jedoch ignoriert wurden oder aber die Zuständigkeit grundsätzlich abgestritten wurde“. Insbesondere Baustadtrat Vollrad Kuhn (B’90/Grüne) lehne eine Anpassung der geplanten „massiven Bebauung“ der Rahmenplanung Karow zugunsten der Ortsverträglichkeit ab.

Das will Kuhn nicht auf sich sitzen lassen. Die Behauptungen der Initiative würden nicht das Meinungsbild des Anwohnerbeirats wiedergeben. „Im Beirat gab es auch etliche Stimmen von Anwohnern und Akteuren aus Karow, die sich sehr wohl eine von uns und den Planern vorgeschlagene Bebauung vorstellen können.“ Dennoch seien die Forderungen der Initiative im Bezirksamt „diskutiert und Lösungen der Verkehrsproblematik seitens der Verkehrsverwaltung auch vom Bezirksamt eingefordert“ worden.

Auch die geplante Baudichte sei bereits „erheblich reduziert“ worden, so Kuhn. Ursprünglich seien Häuser mit bis zu sechs Geschossen angedacht gewesen. Nun seien nur Viergeschosser (teilweise plus Staffelgeschoss) im Kern des Baugebiets geplant. In einem 50 Meter breiten Band zur bestehenden Bebauung sollen nur Zweigeschosser entstehen. Kuhn: „Wer das verhindern und nur Ein- und Zweifamilienhäuser oder Reihenhäuser mit einem angesichts knapper Ressourcen unverantwortlichen hohen Flächenverbrauch will, sollte das klar sagen!“

Der Baustart für die neuen Wohngebiete ist für 2025 angepeilt. Bis dahin dürfte es noch viel Diskussionsstoff geben. Die Bürgerinitiative droht bereits mit einer Verstärkung ihres Widerstands. Sie will „professionellere Strukturen“ aufbauen und kündigt öffentliche Protestaktionen an.

Christian Hönicke ist Pankower. Wenn Sie Anregungen, Kritik oder Wünsche haben, schreiben Sie ihm einfach eine E-Mail an leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de.