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von Christian Hönicke

Veröffentlicht am 07.05.2020

bei der Schulöffnung wird jetzt aufs Tempo gedrückt. Am Mittwochabend verkündete der Senat im Zuge der bundesweiten Lockerungsmaßnahmen, dass bereits ab kommendem Montag, 11. Mai, die Erst-, Fünft- und Siebtklässler wieder zur Schule gehen sollen. Ziel ist, dass alle Schülerinnen und Schüler trotz Corona in diesem Halbjahr noch einmal in ihren Klassenräumen antreten.

Kritik an dieser Rasanz äußert Pankows Schul- und Gesundheitsstadtrat Torsten Kühne (CDU). Auf die Fünftklässler habe man sich eingestellt, doch insbesondere die Erstklässler hätten auch ihn überrascht. Kühne verweist auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts vom 23. April zum Thema Wiedereröffnung von Schulen: „Um einen unkontrollierten Wiederanstieg der Neuinfektionen zu verhindern, erfordert die Wiedereröffnung von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen daher eine vorausschauende Planung.“

Genau die vermisst Kühne beim Senat. „Leider ist die Senatsbildungsverwaltung nicht den Vorgaben des RKI gefolgt, das ein Rahmenkonzept als Orientierungshilfe für die Wiedereröffnung von Schulen, eine vorausschauende Planung mit einem ausreichenden zeitlichen Vorlauf sowie ausreichend Zeit für die Umsetzung und Anpassung von Konzepten sowie die Abstimmung mit den Gesundheitsämtern empfohlen hat.“ Nun komme es „wieder alleine auf die Kreativität und Flexibilität der einzelnen Schulen und der Schulträger an“. Bereits vergangene Woche hatte Kühne hier im Newsletter ein Schulkonzept des Senats eingefordert – bisher vergeblich.

Da viele der 41.000 Pankower Schülerinnen und Schüler allerdings noch immer nicht in ihre Klassen dürfen, setzen die meisten Schulen auf Fernunterricht. Doch auch im Bildungsbürgerklassenprimusbezirk Pankow stellt das ein Großteil der Haushalte vor Probleme, weil die nötige IT fehlt. Das ergab eine Umfrage unter 4202 Eltern, durchgeführt vom Bezirkselternausschuss. Die Kernaussagen:

  • 17 Prozent der Befragten können ihrem Kind kein Endgerät für digitalen Unterricht zur Verfügung stellen.
  • 27 Prozent der Befragten steht kein Drucker zum Ausdrucken von Arbeitsblättern zur Verfügung.
  • 31 Prozent der Befragten können nicht mehrere schulpflichtige Kinder gleichzeitig mit digitalen Endgeräten versorgen.
  • E-Mail ist der hauptsächlich genutzte Kommunikationskanal mit der Schule bzw. den Pädagoginnen und Pädagogen während der Schulschließzeit (89 Prozent).
  • 12 Prozent der Befragten gaben an, während der Schulschließung gar nicht mit ihrer Schule zu kommunizieren.
  • 55 Prozent gaben an, dass ihr Kind während der Schulschließzeit nicht direkt mit Pädagoginnen und Pädagogen kommuniziert.

Dazu kommt eine Dunkelziffer, denn: „Eltern ohne Internetzugang konnten mit dieser Studie nicht erreicht werden.“ Die Studie wurde nämlich online durchgeführt.

Ob mit oder ohne IT: So wie jetzt kann es nicht weitergehen, sagt Juliane Bartel, Vorsitzende des Bezirkselternausschusses: „Das werden die Eltern nicht durchhalten können.“ Auch sie fordert: „Die Politik muss umsetzbare Konzepte entwickeln.“ Mehr dazu im anschließenden Interview. – Text: Christian Hönicke
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Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

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Christian Hönicke ist Pankower. Wenn Sie Anregungen, Kritik oder Wünsche haben, schreiben Sie ihm einfach eine E-Mail an leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de.