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von Christian Hönicke

Veröffentlicht am 04.06.2020

TXL bleibt auf, Kult-Kino macht zu. Der Flughafen Tegel wird doch nicht vorzeitig zum 15. Juni geschlossen. Das teilte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Mittwoch mit. Er begründete das damit, dass viele Airlines im Sommer den Betrieb in größerem Umfang wieder aufnehmen als erwartet und die Kapazitäten im alten Schönefelder Flughafen allein nicht reichen, um bis zum Start des BER am 31. Oktober alle Passagiere abfertigen zu können.

Bedauern über das verschobene Tegel-Aus kommt aus Pankow – zumindest von der Bürgerinitiative „Pankow sagt NEIN zum Flughafen Tegel“. „Wir hätten gern die Schließung von TXL gefeiert und die Ruhe in Pankow in der Einflugschneise genossen“, erklärte Berend Hendricks, der Sprecher der Initiative. Weil Tegel wegen der erwartbaren Erhöhung der Passagierzahlen nun doch offenbleiben soll, ist „eine wohltuende Lärmpause für die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner damit außer Sicht“.

Stattdessen drohe wieder „eine Dauerbeschallung auch nachts“. Deswegen fordert die Initiative ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, „wir schließen uns Forderungen an, dies auch bundesweit einzuführen“. Außerdem sollten von Tegel und auch anderswo aus keine Inlandsflüge mehr stattfinden dürfen: „Mit diesem klimapolitischen Unsinn muss Schluss gemacht werden.“

Doch das letzte Stündlein für Flugzeuge am Pankower Himmel rückt näher. „Wir werden Tegel am 8. November schließen“, verspricht Lütke Daldrup – noch fünf Monate also. So ganz traut die Initiative auch dieser Zusage nicht. „Optimistisch planen wir eine große Verabschiedungsparty am 8. November in Pankow“, sagt Hendricks. Doch sollte TXL auch dann weiter offenbleiben, „werden wir den juristischen Weg beschreiten, dieser ist mit einem Fachanwalt für Verwaltungsrecht vorbereitet. Dann geht es um Millionenforderungen für den Schallschutz bei Anwohnern.“

Ab sofort geschlossen ist dagegen das „Colosseum“, eines der ältesten deutschen Kinos. Fast hundert Jahre konnte man auf der Schönhauser Allee Filmstars und -sternchen bewundern – nun hat das Coronavirus die Pankower Institution dahingerafft. Mehr dazu in der Kiezkamera. – Text: Christian Hönicke

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Christian Hönicke ist Pankower. Wenn Sie Anregungen, Kritik oder Wünsche haben, schreiben Sie ihm einfach eine E-Mail an leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de.