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von Christian Hönicke
Veröffentlicht am 26.08.2021
muss man den Mauerpark nachts schließen? Pankow sagt nein. Praktisch jedes Wochenende finden dort derzeit Polizeieinsätze statt. Die Grünanlage in Prenzlauer Berg hat sich in der Pandemie von einem Touristen-Hotspot zu einem Zufluchtsort für tausende feierfreudige junge Menschen aus Berlin entwickelt. [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Einer generellen Schließung des Mauerparks nachts wie zuletzt im James-Simon-Park in Mitte erteilt Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) eine Absage. „Beim Mauerpark handelt es sich um eine öffentliche Fläche, auf deren Nutzung die Bevölkerung ein Recht hat“, erklärt Benn auf Tagesspiegel-Anfrage. „Dieses Recht einzuschränken oder völlig zu entziehen, bedarf starker Gründe und wird daher nur anlassbezogen ausgeübt.“
Benn verteidigt das Eingreifen der Behörden, mahnt allerdings auch zu Fingerspitzengefühl. „In einigen Nächten machte die Situation im Mauerpark in den letzten Wochen das Einschreiten der Polizei in der Tat erforderlich“, erklärt er. Viele junge Menschen hätten sich nun eineinhalb Jahre extrem zurücknehmen müssen. „Jetzt holen sie Versäumtes nach.“
Die überwiegende Mehrheit der Feiernden komme dabei nicht mit der Absicht, Straftaten zu begehen, „sondern um Freiheit, das Leben und die Jugend miteinander zu feiern“, sagt Benn. „Es sind oft sehr kleine Gruppen, aus denen heraus Straftaten und Gefährdungen entstehen, die dann auch richtigerweise zum Einschreiten der Polizei führen müssen.“
Die Polizei lasse den Park räumen, „wenn der Eindruck entsteht, hier gerät etwas außer Kontrolle“. Das sei der Fall, wenn die Anwohner-Beschwerden überhandnähmen, die Menge zu groß oder etwa alkoholisiert Pyrotechnik entzündet werde, Raubtaten und Schlägereien begännen.
Generelle Schließungen von Parks etwa nachts würden jedoch bedeuten, „für Straftaten Einzelner alle in Sippenhaft zu nehmen“, so Benn weiter. Solche Maßnahmen würden zudem ohnehin nur zu Verdrängungen führen: „Die Menschen bleiben deshalb ja nicht zu Hause, sondern suchen sich andere Orte.“
Um die Lage in beliebten Grünanlagen wie auch dem Park am Weißen See dauerhaft in den Griff zu bekommen, fordert Benn stattdessen mehr Ressourcen vom Senat. „Wir brauchen an diesen Orten mit gesamtstädtischer Bedeutung perspektivisch ausreichendes festes Personal im Parkmanagement.“ Dieses müsste „sozialarbeiterische und ordnungsrechtliche Kompetenzen“ besitzen und gemeinsam mit den Initiativen vor Ort das Parkleben dauerhaft gestalten. – Text: Christian Hönicke
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