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von Christian Hönicke
Veröffentlicht am 02.11.2023
der Bau der umstrittenen Geflüchtetenunterkunft in der Kavalierstraße könnte an geschützten Fledermäusen scheitern. Zumindest droht eine Verzögerung des eigentlich im November geplanten Baustarts um etwa ein halbes Jahr.
Für den Bau zweier Gebäude für 422 Menschen auf ihrem Grundstück am Schlosspark Schönhausen will die städtische Gesobau diverse Bäume und Sträucher roden. Doch kurz vor dem anvisierten Baubeginn hatte das Bezirksamt Pankow einen Rodungsstopp ausgesprochen. Zwar gelte die erteilte Fällgenehmigung weiterhin, teilte es mit. „Allerdings sind alle Gehölze im Projektgebiet ebenfalls Gegenstand der artenschutzrechtlichen Prüfung als Lebensraum für besonders geschützte Tierarten nach Paragraf 44 Bundesnaturschutzgesetz.“
Laut Bezirksamt werden derzeit die Artenschutz-Auflagen für die Gesobau erarbeitet, die vor dem Baustart erfüllt werden müssen. Auf Tagesspiegel-Nachfrage bestätigte das Bezirksamt, dass neben geschützten Vogelarten auch Fledermäuse von dem geplanten Vorhaben betroffen sind.
Fledermäuse gehen Anfang November bis Ende März in den Winterschlaf. Bauarbeiten während dieser Zeit sind verboten, da sie eine Störung oder gar Tötung der streng geschützten Tiere verursachen würden. Allerdings verbringen nicht alle in Berlin vorkommenden Arten den Winter auch in der Stadt.
Die landeseigene Gesobau will in den begrünten Höfen an der Kavalierstraße zwei Gebäude mit 99 Wohnungen errichten. Diese waren zunächst als reguläre Wohnhäuser geplant, nach dem Widerstand von Anwohnern und aus der Pankower Lokalpolitik sollen sie nun per Sonderbaurecht als Geflüchtetenunterkünfte errichtet werden. Dafür müssen nach Rechnung der Initiative „Grüner Kiez Pankow“ 66 Bäume gefällt werden. Die Gesobau spricht dagegen von 36 Bäumen.
Der Bezirk lehnte die Nachverdichtung ab. Gemeinsam mit den Anwohnern einigte man sich auf einen Kompromiss, der 60 Wohnungen vorsieht und einen Großteil der Bäume erhalten sollte.
Die Gesobau hat bereits „Ersatznistkästen“ für die Tiere errichtet und das Bezirksamt zur Inspektion aufgefordert. Ob diese genügen, das werde derzeit geprüft, teilte das Büro der für den Naturschutz zuständigen Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) mit. Ob und wann es die von der Gesobau erwünschte Ausnahmegenehmigung gibt, ist ungewiss: „Derzeit kann nicht abgeschätzt werden, bis wann ein abschließender Bescheid erstellt werden kann.“
Auch die Gesobau schließt zumindest eine Bauverzögerung nicht mehr aus. Auf die Frage, ob der Starttermin im November noch zu halten ist, erklärte Firmensprecherin Birte Jessen: „Dazu können wir aufgrund des laufenden Verfahrens derzeit keine konkrete Aussage treffen.“