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von Christian Hönicke
Veröffentlicht am 23.05.2024
wird die U-Bahnlinie 9 nach Pankow bis zum Blankenburger Süden verlängert? Eine Vorentscheidung darüber soll Ende 2025 fallen. Dann soll die „Grundlagenuntersuchung“ abgeschlossen sein, die das Land Berlin soeben ausgeschrieben hat.
„Das Land Berlin beabsichtigt, einen externen Dienstleister mit der Durchführung einer Grundlagenuntersuchung für die Verlängerung der U-Bahnlinie U2 Pankow – Pankow Kirche gemeinsam mit der U9 Osloer Straße – Blankenburger Süden zu beauftragen“, heißt es in dem offiziellen Dokument. „Ziel des Projekts ist es, die erwartete Eignung der U-Bahnstrecken mit einer Grundlagenuntersuchung zu belegen.“
Planungsbüros können sich ab sofort bewerben, ein Vertrag soll „voraussichtlich September 2024“ unterschrieben werden. Die ausgeschriebene Untersuchung soll dann gemäß Vertragsentwurf 12 Monate dauern – also Ende 2025 abgeschlossen sein.
Priorität bei der Untersuchung hat demnach die Verlängerung der U9 von der Osloer Straße über Pankow Kirche bis zum Blankenburger Süden. Diese wurde von der inzwischen abgelösten Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) als Kompromiss zur Verkehrserschließung für die Neubaugebiete rund um Blankenburg, Heinersdorf und Französisch Buchholz versprochen. Eine Fertigstellung prognostizierte sie in den „2040er Jahren“.
„Aufgrund der Bauentwicklungen im Nordosten von Berlin mit dem neuen Stadtquartier „Blankenburger Süden“ und dem heutigen Gewerbegebiet Heinersdorf werden mehrere tausend Wohnungen entstehen“, heißt es dazu in der Ausschreibung. „Die Herausforderung besteht in der Erschließung des neuen Quartiers.“
Zwar soll der „Blankenburger Süden“ zunächst durch die Verlängerung der Tramlinie M2 vom Alexanderplatz angebunden werden. „Aufgrund der bevorstehenden Entwicklungen wird darüber hinaus die Verlängerung der U9 von Osloer Straße über Pankow-Kirche nach Heinersdorf bis in den Blankenburger Süden geprüft“, heißt es. „Die U-Bahnnetzerweiterung würde die Erschließung ergänzen und das Erreichen der City West ermöglichen.“ Darüber hinaus werde die bestehende Netzlücke zwischen der Osloer Straße und Pankow geschlossen.
In der Ausschreibung wird auch deutlich, wie sich die Verkehrsverwaltung den groben Verlauf der U9-Verlängerung vorstellt. Der Untersuchungsraum soll folgende Bereiche umfassen, die gleichzeitig auch als neue U-Bahnhöfe infrage kommen könnten:
• U Osloer Straße
• Tromsöer Straße
• Soldiner Straße
• Prinzenallee/ Wollankstraße
• Breite Straße
• Berliner Straße
• Stiftsweg
• Bleicheroder Straße
• S Pankow-Heinersdorf
• Blankenburger Süden
Innerhalb dieses Korridors sollen verschiedene Verlaufsvarianten entwickelt werden. „Nach Bewertung der ersten Stufe wird entschieden, welche Trassen in der zweiten Stufe weiter betrachtet werden“, heißt es in der Ausschreibung weiter.
So könnte der Verlauf grob aussehen:
Die Untersuchung soll nun „im Rahmen des Verkehrsmittelvergleichs den Nachweis der U-Bahn-Würdigkeit der Strecke prüfen und eine Bewertung der möglichen Trassen mit Benennung der sinnvollsten Trasse“ erarbeiten. Das heißt, es muss auch eine sogenannte Nutzen-Kosten-Analyse (NKU) erstellt werden. Die besagt, ob eine U-Bahnstrecke volkswirtschaftlich sinnvoller ist als etwa eine preislich günstigere Tramlinie. Das ist auch deswegen vonnöten, weil nur bei einer positiven NKU Fördermittel vom Bund für den U-Bahnbau fließen – das Land Berlin wird sich die mutmaßlich milliardenteure Strecke nicht allein leisten können.
Große Zweifel an dieser volkswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit gibt es unter anderem in der Pankower SPD, der Linkspartei und den Grünen. Die Verkehrsexperten dort glauben, dass selbst mit den erwarteten etwa 8000 neuen Wohnungen im Zielgebiet zwischen Heinersdorf und Blankenburg nicht genügend Fahrgäste zusammenkommen, um die Verlängerung der U9 zu rechtfertigen.
Gemäß dem Berliner Nahverkehrsplan benötigen U-Bahnen laut SPD-Fraktionschef Roland Schröder für einen wirtschaftlichen Betrieb 60.000 Fahrgäste pro Tag: „Das sind doppelt so viele, wie derzeit in den Ortsteilen Karow und Buch leben.“ Auch der Neubau würde daran „nur sehr wenig“ ändern. Realistischer sei die Verlängerung der U2 vom Bahnhof Pankow nach Pankow Kirche.
Auch diese soll in der Grundlagenermittlung geprüft werden – allerdings nur als Zusatzoption. Grund dafür ist die politische Entscheidung des Senats, die U2-Verlängerung eher „langfristig“ umsetzen zu wollen. Immerhin ist durch die Ausschreibung nun klar, dass auch hier zwei verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Endstationen möglich sind.
Beide Trassen sollen vom Bahnhof Pankow einen neuen Bahnhof „Pankow Kirche“ an der Breiten Straße ansteuern, wo sie die U9 kreuzen würden – doch danach sind Endhalte am Ossietzkyplatz oder am Pastor-Niemöller-Platz möglich. Unter dem Pankower Ortskern besteht bereits ein etwa 300 Meter langer Tunnel, „sodass nur eine verhältnismäßig kurze Neubaustrecke zu errichten wäre“.