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von Christian Hönicke

Veröffentlicht am 27.06.2024

wird das Radfahren im Schlosspark Schönhausen und anderen Parks wieder verboten? Seit einigen Jahren werden verstärkt Wege in Grünanlagen für Fahrräder freigegeben. Das führt zu immer mehr Konflikten mit Fußgängern. Nun bahnt sich in Pankow eine Kehrtwende in dieser Praxis an.

Konkret wurde dies am Beispiel des Schlossparks Schönhausen verhandelt. Hier stellten Grüne, CDU und FDP das Ausbremsen von Rüpel-Radlern ins Zentrum ihres gemeinsamen Antrags in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Der Hauptweg durch den Park entlang der Panke soll der Erholung vom Großstadtstress dienen – tatsächlich ist er inzwischen selbst eine ziemliche Stressquelle. Denn er ist seit 2007 Teil des stark frequentierten Radfernwegs Berlin-Usedom und gleicht meist seither eher einer Ausfallstraße als einem idyllischen Parkweg. Immer mehr, größere und schnellere Zweiräder flitzen täglich durch die beliebte Grünanlage und bedrängen die Fußgänger – vor allem Kinder und Ältere sind gefährdet.

Deshalb soll das Bezirksamt dazu bewegt werden, „an geeigneten Stellen Schilder und Markierungen anzubringen, die verdeutlichen, dass die Fußgänger:innen auch dort Vorrang vor dem Radverkehr haben“. Dabei soll man sich in Pankow an anderen Bezirken wie Spandau orientieren, die bereits solche Schilder angebracht haben.

Dieser Antrag wurde in der jüngsten BVV zwar beschlossen – die Schilder sollen nun aufgestellt werden. Das Bezirksamt will sie konkret mit der Beschriftung „Schrittgeschwindigkeit“ versehen, um den Vorrang der Fußgänger zu verdeutlichen.

Allerdings versprechen sich die Verordneten davon kurioserweise selbst nicht viel. Die Beschilderung werde nichts ändern, „wenn diese nicht auch mit entsprechenden Kontrollen flankiert wird“. Dafür fehlt dem Bezirk aber das Personal.

Im BVV-Grünanlagenausschuss herrschte daher die Meinung vor, „dass eine wie auch immer gestaltete Beschilderung nicht zum gewünschten Erfolg führen wird“. Grundsätzlich würden Fußgänger auf allen Wegen in Grünanlagen Vorrang haben, doch daran hielten sich Radfahrer in der Praxis kaum.

Deswegen soll ein Radfahrverbot im Schlosspark geprüft werden. Sowohl im Grünanlagenausschuss als auch im BVV-Mobilitätsausschuss kam man zur Erkenntnis: „Die Ausschussmitglieder und auch das Bezirksamt waren sich darin einig, dass Radfahren im Schlosspark grundsätzlich einmal überdacht werden sollte.“ Denn: „Wege in Grünanlagen sind keine Radverkehrsanlagen.“

Auf Tagesspiegel-Nachfrage hielt sich die zuständige Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) zu der sensiblen Thematik bedeckt. Man werde den BVV-Beschluss nun erst einmal prüfen, erklärte sie: „Es gilt das Prüfungsergebnis abzuwarten.“

Allerdings deutete Anders-Granitzki zumindest eine grundsätzliche Verkehrswende in Pankower Parks an. Sie verwies auf das Berliner Grünanlagengesetz, das eine Freigabe von Wegen für Radfahrende dort nur in Ausnahmen gestatte. Entscheidend seien hier „wichtige mobilitätsrelevante Gründe für eine solche Ausnahmeregelung“.

Deutlich wird: Die Ausweisung weiterer Radstrecken in Grünanlagen – wie zuletzt unter anderem im Ernst-Thälmann-Park geschehen – müsste angesichts der gemachten Erfahrungen nun sehr gut begründet werden.