Kiezkamera

Veröffentlicht am 05.03.2020 von Christian Hönicke

Kein Platz für Hunde mehr: Auslaufgebiet wird geschlossen. Pankow muss eines seiner zwei Hundeauslaufgebiete aufgeben. Neben dem kleinen Areal im Mauerpark gibt es noch die Auslaufzone im Landschaftsschutzgebiet (LSG) Blankenfelde – und die ist dort nicht mehr länger tragbar. Die Hunde – in den vergangenen Jahren auch immer häufiger in Rudeln durch professionelle Dogwalker ausgeführt – „gefährden die Artenvielfalt im LSG“, sagt Pankows Umweltstadtrat Daniel Krüger (parteilos/für AfD). „Fakt ist, dass Handlungsbedarf besteht.“ Laut Krügers Stadtratskollegen Vollrad Kuhn (B’90/Grüne) soll die „Verlagerung der Auslaufflächen innerhalb von 5 Jahren“ erfolgen.

Diese Verlagerung verlangt der Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) für das LSG Blankenfelde, den Krügers Umwelt- und Naturschutzamt in Auftrag gab. Das nicht eingefriedete Auslaufgebiet sei „nicht vereinbar mit den Schutzzielen des LSG“, heißt es darin. Die Hunde würden „zu einem deutlichen Artenrückgang im Gebiet“ führen, daher „ist das Hundeauslaufgebiet zu verlagern“.

Doch auch Menschen würden stark belästigt. „Die intensive Nutzung, inzwischen nicht mehr nur durch ortsansässige private Hundebesitzer, sondern vermehrt durch gewerbliche Hundeauslauf-Services, führt zu massiven Beeinträchtigungen für alle übrigen Nutzergruppen“, befindet das Gutachten weiter. Es würden „nicht nur Wanderer, Radfahrer und Reiter durch freilaufende Hunde stark belästigt, auch die gesamte landwirtschaftliche Nutzung ist im Bereich Möllersfelde durch Verkotung der Felder und Störungen beeinträchtigt. Radfahren und Spazierengehen ist entlang des Hauptverbindungsweges zwischen Blankenfelde und den Arkenberger Kiesseen nur eingeschränkt möglich.“

Besonders problematisch: Dogwalker. „Hundeauslaufservices lassen teils mehr als 10 Hunde gleichzeitig frei laufen, so dass ungewollte Kontakte zu Hunden sehr wahrscheinlich sind“, heißt es im Gutachten. „Zwischen Parkplatz und Peck-Pfuhl ist die Belastung mit Urin und Kot zudem sehr hoch. Es sind starke Geruchsbelästigungen gegeben. Außerdem werden die Kiesseen (v.a. der Biotopsee) und Möllersfelde als erweitertes Hundeauslaufgebiet genutzt. Der flache Biotopsee und selbst der tiefe Blankenfelder Graben (Klärwerksableiter) werden informell als Hundebadestellen genutzt.“  Der PEP ist derzeit in der letzten Abstimmungsschleife und soll demnächst beschlossen werden.

„Klar ist: Es muss etwas passieren“, sagt Stadtrat Krüger. Der Standort für das Auslaufgebiet sei „nicht optimal“: „Das war damals eine Kompromisslösung, das Gebiet hätte eigentlich nie dort eingerichtet werden dürfen.“ Das Gebiet wurde auf Betreiben des früheren Pankower Bürgermeisters Matthias Köhne (SPD) dort eingerichtet. Derzeit sucht das Umwelt- und Naturschutzamt deshalb nach Ersatzflächen.

Doch das könnte schwierig werden. Bei praktisch allen interessanten Flächen gibt es laut Krüger Zielkonflikte, weil sie schon für andere Nutzungen angedacht seien. „Wir sind dabei auf das Entgegenkommen anderer Ämter angewiesen“, sagt Krüger. Keinen Platz für neue Hundezonen in Pankow auf seinen Flächen sieht das Straßen- und Grünflächenamt. Der dafür zuständige Bezirksstadtrat Kuhn hat bereits erklärt, Pankow brauche die knappen Grünflächen zuallererst für Menschen: Hundeauslaufzonen könnten dort „nicht ohne Einschränkungen der Interessen anderer Erholungssuchender“ eingerichtet werden.

„Einen gesetzlichen Anspruch für Hundehalter auf Auslaufgebiete in der Stadt gibt es nicht“, räumt Krüger ein. Er lässt nun prüfen, ob Entwicklungsflächen zumindest übergangsweise dafür genutzt werden können. Der PEP schlägt die derzeit landwirtschaftlich genutzte Fläche vor, die zwischen den A114-Ausfahrten Bucher und Schönerlinder Straße sowie dem Bahn-Außenring liegt. Problem: Das Areal will die Senatswirtschaftsverwaltung demnächst zum Gewerbepark „Buchholz Nord“ umgestalten.

– Text: Christian Hönicke / Foto: Jürgen Erdmann

Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

Mehr Themen aus dem Pankow-Newsletter:

  • Verspinnerte Visionen“: Rot-rot-grüne Front gegen U-Bahn-Neubau
  • Erster Corona-Fall in Pankow
  • Ikea statt „Olivenbaum“: Beliebtes Restaurant in Pankow muss schließen
  • BVV fordert „unverzüglich“ Radspuren auf Schönhauser und Berliner Allee
  • „Blankenburger Süden“ soll andere Tramstrecke bekommen
  • Mauerpark: Walpurgnisachtsfest droht erneuter Ausfall
  • Rodungsstreit: Jahn-Sportpark war „nie nur reine Sportanlage“
  • Neonazi-Ärger um „AfD-Stützpunkt“ in Blankenburg

Den Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

Fotografieren Sie in Ihrem Kiez oder anderswo im Bezirk? Bitte senden Sie Ihre Bilder an: leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de