Kiezkamera

Veröffentlicht am 17.02.2022 von Christian Hönicke

Hirschhof-Anwohner fürchten Hausverkauf und appellieren an Politik. „Wir sind kein Mobiliar!“ Mit dieser Aussage wollen die Bewohner des Hauses Kastanienallee 12 am Hirschhof in Prenzlauer Berg ihre Hausgemeinschaft retten. Sie wollen den sich abzeichnenden Verkauf ihres Mietshauses an einen Investor verhindern und fordern stattdessen eine „gemeinwohlorientierte Lösung“ – bevorzugt einen Ankauf durch eine Genossenschaft, gefördert durch die öffentliche Hand.

Etwa 100 Menschen in 50 Wohnungen und Ateliers haben sich zu diesem Zweck im Verein „K12 Berlin“ organisiert. Man arbeite seit 18 Monaten an einer solchen Lösung, erklärt der Verein und appelliert nun an die Politik: „Deshalb fordern wir von Bund, Senat und Bezirken: Schaut auf konstruktive Lösungen gegen Verdrängung und Spekulation.“ –

So solle etwa die Einbeziehung von Hausgemeinschaften bei Verkaufsgesprächen gewährleistet werden. Außerdem müssten  Genossenschaftslösungen gerade für finanzschwache Bewohner gefördert werden. Der Beitritt in eine Genossenschaft sei „nicht nur gut finanzierbar und ein Schutz vor Immobilienspekulation, es ist auch ein Ausweg aus dem mietenpolitischen Wahnsinn dieser Stadt“.

Zeit- und Handlungsdruck entsteht für die Bewohner angesichts der anstehenden Teilungsversteigerung im Frühjahr. Nach Aussagen des Vereins würde ein Teil der Eigentümer-Erbengemeinschaft einem Verkauf an die Bewohner und beteiligte Genossenschaften zustimmen – aber nur, wenn verbindliche Garantien vorlägen. Garantien für Kredite seien ebenso wie Fördermittel durch den noch nicht verabschiedeten Landeshaushalt aber „schwierig“ zu erhalten, so der Verein. Sie appellieren daher an die Politik, so schnell wie möglich Lösungen zu finden.

Der Verein beruft sich auf seinen Standort „auf dem historischen Grund des Hirschhofs“, an dem Ende der 80er Jahre die erste Mieterbewegung der DDR gegründet wurde („WBA – Wir bleiben alle!”). Diese hatte damals die Umsetzung der Behördenpläne verhindert, die gründerzeitliche Bebauung in der Oderberger Straße abzureißen und durch Plattenbauten zu ersetzen. „Lasst uns daran anknüpfen und zusammen an einer Stadt arbeiten, in der alle bleiben können“, erklärt der Verein. – Foto: Cäthe Pfläging

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