Kiezkamera

Veröffentlicht am 11.01.2024 von Christian Hönicke

Studie sieht sieben mögliche Standorte in Pankow: Drehen sich bald Windkrafträder im Bucher Forst? In Pankow könnten bald noch mehr Windkrafträder errichtet werden – womöglich sogar im Bucher Forst. Das ist das Ergebnis einer Studie der Senatsverwaltung für Energie. Sie hat im Stadtgebiet 31 mögliche Standorte mit einer Gesamtfläche von 4300 Hektar für neue Windkrafträder ermittelt. Die Areale sind in der Grafik oben markiert.

Sieben dieser Flächen befinden sich im Bezirk Pankow – einige von ihnen in Landschaftsschutzgebieten (LSG):

  • Blankenfelde – nördlich des Botanischen Volksparks Blankenfelde
  • Blankenfelde – am Fuße der ehemaligen Deponie Arkenberge
  • Buch – Innenbereich des Autobahndreiecks Pankow
  • Buch/Französisch Buchholz – Landwirtschaftsflächen/Gewerbegebiet östlich der Autobahn-Auffahrt Schönerlinder Straße sowie nördlich der A10
  • Buch – Landwirtschaftsflächen zwischen Brendegraben und Schönerlinder Straße
  • Buch – Bucher Forst
  • Stadtrandsiedlung Malchow – Fläche am Luchgraben nördlich Bundesstraße 2

Besonders umstritten dürfte dabei die Aufnahme des Bucher Forsts in die Liste sein – immerhin ist es Pankows größtes Waldgebiet.

Der Naturschutzbund (Nabu) Berlin sieht die Studie deshalb kritisch. Der Bau neuer Windräder in Berlin sei „nicht ohne massive Schäden für Natur- und Artenschutz umsetzbar“, erklärt der Vorsitzende Rainer Altenkamp. „Berlin sollte daher nicht auf Teufel komm raus Windräder auf schon jetzt umkämpfte Flächen stellen, sondern sich dringend mit anderen Lösungen beschäftigen!“

Zwar spare die Studie Naturschutzgebiete aus – aber eben nicht die LSG. Laut Altenkamp ist das „nicht nachvollziehbar“ – zumal gleichzeitig Camping-, Sport- und Erholungsflächen tabu sind. Die LSG würden schließlich „ebenfalls der Erholung dienen“.

Grund für die Studie ist eine gesetzliche Vorgabe des Bundes. Diese sieht vor, dass Berlin bis Ende 2027 mindestens 0,25 Prozent seiner Fläche als sogenannte Vorrangfläche für Windenergie ausweisen muss, bis Ende 2032 sogar 0,5 Prozent. Letzterer Wert entspricht 446 Hektar – eine Fläche, die größer ist als das Tempelhofer Feld.

Die gefundenen Flächen liegen vor allem in den Randgebieten der Stadt – insbesondere in Pankow und Treptow-Köpenick, etwa in Blankenfelde, Buch und rund um den Müggelsee. In Pankow stehen auch alle der sechs bisher in Berlin gebauten Großwindanlagen. Diese versorgen im Idealfall rund 18.000 Haushalte mit Strom.

Weitere mögliche Flächen liegen laut der Studie in den Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Spandau, Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf – etwa im Grunewald.

Dass auf all diesen Flächen mal Windräder stehen werden, ist jedoch unwahrscheinlich – durch die dichte Bebauung und gesunde Wälder ergeben sich hohe Konfliktrisiken. Manche Flächen sind auch bereits für Gewerbe- oder Wohngebiete verplant. Bis zu 75 Prozent der von Berlin auszuweisenden Fläche könnte ein anderes Bundesland zur Kompensation übernehmen. – Text: Daniel Böldt, Christian Hönicke / Grafik: Tagesspiegel/Klöpfel – Quelle: Bosch & Partner GmbH, Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik