Kiezkamera
Veröffentlicht am 18.01.2024 von Christian Hönicke

Windräder im Bucher Forst? Senatsstudie spaltet Bezirkspolitik. Neue Windräder für Pankow – das Thema erhitzt die Anwohnerschaft und die Lokalpolitik. Die Studie der Senatsverwaltung für Energie hat jüngst 31 Potenzialflächen in Berlin ermittelt, auf denen in Zukunft Windanlagen gebaut werden könnten. Gleich sieben davon befinden sich in Pankow:
- Blankenfelde – nördlich des Botanischen Volksparks Blankenfelde
- Blankenfelde – am Fuße der ehemaligen Deponie Arkenberge
- Buch – Innenbereich des Autobahndreiecks Pankow
- Buch/Französisch Buchholz – Landwirtschaftsflächen/Gewerbegebiet östlich der Autobahn-Auffahrt Schönerlinder Straße sowie nördlich der A10
- Buch – Landwirtschaftsflächen zwischen Brendegraben und Schönerlinder Straße
- Buch – Bucher Forst
- Stadtrandsiedlung Malchow – Fläche am Luchgraben nördlich Bundesstraße 2
Deutliche Kritik an der Standortauswahl kommt dabei aus der CDU-Fraktion. Sie lehnt speziell eine Inanspruchnahme von Flächen rund um den Bucher Forst ab. In einem BVV-Antrag fordert sie stattdessen, einen Kompensations-Vertrag mit dem Land Brandenburg abzuschließen. Pankow leiste mit seinen Windkrafträdern „bereits heute einen erheblichen Beitrag zur Nutzung von Windenergie“.
Das Areal im Bereich des Bucher Forstes und der Bogenseekette zeichne sich „durch eine hohe Artenvielfalt und einen hohen floristischen und faunistischen Wert aus“. Diese hohe Qualität des Naturraums müsse erhalten werden.
Auch die FDP hält den Ausbau erneuerbarer Energien für notwendig, sieht jedoch „zahlreiche Konfliktpotenziale“ durch neue Windräder. „Berlin braucht andere Konzepte als ein Flächenland wie unser Nachbar Brandenburg“, erklärt der Bezirksverordnete Oliver Simon. Fünf der sieben aufgeführten Standorte hätten „sehr hohes Konfliktrisiko“.
Auf Baupotenzialflächen rund um Blankenfelde sei der schnelle Bau für „einige wenige Windräder“ am realistischsten. Andernorts sieht Simon hingegen Pankows „einzigartige Landschaftsschutzgebiete und Biotope mit geschützten Vogelarten“ bedroht. Diese hätten eine besondere Bedeutung und dürften nicht zur Disposition gestellt werden.
Beim Bucher Forst „sehen wir weniger in den Windrädern selbst das Problem“, so Simon. Windkraftanlagen hätten jedoch einen großen Umfang, mit Fundamenten, Anfahrten und Sicherheitsabständen. Hier werde „der Waldcharakter wesentlich gestört“.
Auch die Ausweisung der Fläche Buchholz-Nord für Windräder lehnt die FDP ab. Dort ist ein Gewerbegebiet geplant, „mit dem landesweit bedeutsamsten Potenzial von hoher wirtschaftspolitischer Bedeutung“. Die Planung dazu dürfe nicht „weiter im Vorfeld mit Planungen von Windkraftanlagen mit einer Höhe von über 200 Metern belastet sein“.
Klar hinter den Plan für neue Windräder in Pankow stellte sich die BVV-Fraktion der Grünen. „Wir halten die Energiewende für unbedingt notwendig“, sagte die Fraktionsvorsitzende Almuth Tharan. „Deswegen befürworten wir die Prüfung und den Bau neuer Windräder in Pankow.“
Allerdings sei die Studie eben lediglich eine Studie, „damit ist noch keine Baugenehmigung erteilt“. Ob die genannten Standorte wirklich für neue Windräder geeignet seien, müsse im Genehmigungsverfahren entschieden werden. Geprüft werden müssten etwaige Konflikte in einem Landschaftsschutzgebiet und Artenschutzaspekte.
Zuspruch kommt auch aus der Linksfraktion. Frühere Studien hätten den Norden Pankow als „windhöffigste“ Region Berlins ausgewiesen, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wolfram Kempe. Das bedeutet, dass dort ein besonders hohes durchschnittliches Windaufkommen existiert.
Auch mit dem Bau von Windrädern in Landschaftsschutzgebieten hat Kempe kein Problem. „Die Flächen des LSG Blankenfelde sind überwiegend im Eigentum des Landes und werden landwirtschaftlich genutzt, was der Errichtung von Windkraftanlagen nicht entgegensteht.“
Ob man auf Flächen des Bucher Forstes zurückgreifen müsse, „bleibt angesichts ausreichend vorhandener anderer Flächen dahingestellt“, so Kempe. „Allerdings könnte dort die Errichtung von Windrädern einen willkommenen Impuls zum Umbau von anfälligen Kiefern-Monokulturen zu widerstandsfähigerem Mischwald geben.“
Wichtig sei in jedem Fall, die angrenzende Wohnbevölkerung schon in die Planung einzubeziehen „und nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen“.
Es schält sich also heraus: Rund um das Dorf Blankenfelde sind neue Windräder am wahrscheinlichsten. Was die Anwohner dazu sagen, hat mein Kollege Marlon Saadi in seinem Artikel aufgeschrieben. / Foto: Imago/Schöning