Kultur

Künstler kämpfen gegen Verdrängung

Veröffentlicht am 22.11.2018 von Christian Hönicke

Die Pestalozzistraße 5-8 ist ein Stück DDR-Geschichte. Einst hatte in dem Plattenbau Alexander Schalk-Golodkowskis „KoKo“-Behörde ihren Sitz („kommerzielle Koordinierung“), die im Ausland Devisen beschaffen sollte. Nach dem Mauerfall wurde das Gelände in Privathand übereignet. 2008 siedelten sich die ersten KünstlerInnen an, die 2014 den Verein „KunstEtagenPankow“ (KEP e.V.) gründeten. Dabei sind Bildende Künste, Malerei, Schrift und Fotografie, Film, Theater, Mode, Illustration, Grafik und Design.

Nun fürchten sie die Verdrängung: 2015 kam die Kündigung, alle Künstler mussten die Ateliers im Seitenflügel räumen. Im letzten Moment seien ihnen leerstehende Räume im Vorderhaus angeboten worden. Seither habe man „ungeklärte Verhältnisse“ und keine „seriösen Auskünfte“ zur Zukunft seitens der Hausverwaltung. Anfang dieses Jahres hätten auf dem Gelände dann Bautätigkeiten eingesetzt, so Thomas Weidner von KEP e.V. Eine kleine BVV-Anfrage habe daraufhin ergeben, dass Pläne für die Umwandlung der Gewerberäume in Wohnungen beantragt waren: „Die Ateliers sollen weg, obwohl vor drei Jahren der Erhalt der Gewerbestruktur im Haus mündlich zugesichert worden war.“

Mit Unterstützung des Kulturamts wurde ein gemeinsames Treffen von KEP e.V., der Hausverwaltung und den für die Planung zuständigen Architekten arrangiert. „Dort war zu erfahren, dass zu Mitte bis Ende des Jahres 2019 gekündigt werden soll“, so Weidner. Die Verwaltung habe sich aber dem Erhalt der Ateliers gegenüber zumindest offen gezeigt und sich bereit erklärt, Ideen für zusätzliche Atelierräume auf dem Gelände zu entwickeln. „Ob dies gelingt und ob diese Räume dann auch bezahlbar sind, ist derzeit nicht absehbar“, so Weidner. Im Moment würden die Ideen erst einmal planungsrechtlich geprüft.

Vergangene Woche lud KEP e.V. zu einer Podiumsdiskussion zur ernsten Atelier-Lage im Bezirk ein. Dabei war zu erfahren, dass auch das Atelierhaus „Australische Botschaft Ost“ akut bedroht ist und auch andere Kunststandorte nicht langfristig gesichert sind. Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) sicherte den Teilnehmern seine grundsätzliche Unterstützung zu. Er betonte die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses von KünstlerInnen, Kunststandorten und Politik mit der Gesellschaft. Benn wies daraufhin, dass schon lange auch vor der Wende der Bezirk Pankow durch Kunstproduktion geprägt war. „Wir stehen immer zur Verfügung als Plattform, als Netzwerk, als Verbinder, um als Anwalt tätig zu sein.“

Doch in der Praxis hat der Bezirk dabei nur wenige Instrumente. Der Atelierbeauftragte Martin Schwegmann beschrieb Zweck und  Grenzen des Arbeitsraumprogramms.  Um Kunststandorte dauerhaft zu sichern, müsse man auf bundespolitischer Ebene länderübergreifend zusammenarbeiten.