Kultur

"Sonderzug nach Pankow": Udo Lindenberg erhält Bundesverdienstkreuz

Veröffentlicht am 26.09.2019 von Christian Hönicke

„Sonderzug nach Pankow“: Warum Udo Lindenberg falsch lag. Er hat das berühmteste Pankow-Lied geschrieben – nun bekommt Udo Lindenberg das Bundesverdienstkreuz dafür. Weil er mit dem „Sonderzug nach Pankow“ in „einzigartiger Weise gegen die deutsche Teilung angesungen hat“, wird der 73-Jährige am 2. Oktober von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geehrt. „Udo Lindenberg hat sich mit Mauerbau und deutscher Teilung nie abgefunden und dies einem Millionenpublikum vermittelt“, teilte das Bundespräsidialamt mit.

Das Lied veröffentlichte Lindenberg im Jahr 1983. Vorausgegangen war sein schon 1979 geäußerter Wunsch, im Osten Berlins auftreten zu dürfen – was jedoch von der SED-Regierung abgelehnt wurde. Doch Lindenberg gab nicht auf und schrieb als Reaktion schließlich einen deutschen Text zur Melodie von Glenn Millers Swing-Klassiker „Chattanooga Choo Choo“, in dem er Erich Honecker direkt ansprach und um ein Konzert bat.

Dabei beging Lindenberg jedoch einen großen Fehler: Zwar war „Pankow“ im Westen weiterhin das gebräuchliche Synonym für die DDR-Führung. Doch die SED-Granden saßen zu der Zeit schon längst nicht mehr in Pankow – sie waren bereits 1960 aus dem „Städtchen“ am Majakowskiring in Richtung Wandlitz abgewandert.

Der „Sonderzug“ zeigte dennoch Wirkung. Nach einigem Hin und Her durfte Lindenberg am 25. Oktober 1983 tatsächlich vier Lieder im „Palast der Republik“ spielen. Auf Wunsch der DDR-Führung war der „Sonderzug nach Pankow“ dabei allerdings nicht im Repertoire. Dafür gibt’s den Liedtext zur Feier des Tages hier noch einmal für alle Pankower zum Nachlesen:

Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow?
Ich muss mal eben dahin, mal eben nach Ost-Berlin
Ich muss da was klären, mit eurem Oberindianer
Ich bin ein Jodeltalent, und ich will da spielen mit ’ner Band

Ich hab’n Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker
Das schlürf‘ ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker
Und ich sag, ey, Honey, ich sing‘ für wenig Money
Im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst
All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen
Dürfen ihren ganzen Schrott zum Vortrage bringen
Nur der kleine Udo, nur der kleine Udo
Der darf das nicht, und das verstehen wir nicht

Ich weiß genau, ich habe furchtbar viele Freunde
In der DDR und stündlich werden es mehr
Och, Erich ey, bist du denn wirklich so ein sturer Schrat
Warum lässt du mich nicht singen im Arbeiter- und Bauernstaat?

Ist das der Sonderzug nach Pankow?
Ich haben Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker
Das schlürf‘ ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker
Und ich sag, ey, Honey, ich sing‘ für wenig Money
Im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst
All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen
Dürfen ihren ganzen Schrott zum Vortrage bringen
Nur der kleine Udo, nur der kleine Udo
Der darf das nicht, und das verstehen wir nicht

Honey, ich glaub‘, du bist doch eigentlich auch ganz locker
Ich weiß, tief in dir drin, bist du eigentlich auch’n Rocker
du ziehst dir doch heimlich auch gerne mal die Lederjacke an
Und schließt dich ein auf’m Klo und hörst West-Radio

Hallo, Erich, kannst‘ mich hören
Hallolöchen, Hallo
Hallo, Honey, kannst‘ mich hören
Hallo Halli, Halli Hallo
Joddelido

(Am Ende Bahnhofsdurchsage auf Russisch:) „Genosse Erich, im übrigen hat der Oberste Sowjet nichts gegen ein Gastspiel von Herrn Lindenberg in der DDR.“ – Text: Christian Hönicke 
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Diesen Text haben wir als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den – kompletten – Pankow-Newsletter gibt’s unkompliziert und kostenlos hier leute.tagesspiegel.de. Foto: Imago / Photopress Müller