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"No-Go-Area" Weißensee? Reaktionen auf Boateng
Veröffentlicht am 22.11.2018 von Christian Hönicke
Nach den Aussagen von Jérôme Boateng über Rassismus in Weißensee („mit anderer Hautfarbe hast du da immer was zu befürchten“, Artikel hier) haben sich Leser gemeldet und von ihren Erfahrungen berichtet. Darunter Elfriede P., die inzwischen mit ihrem italienischen Mann in Mailand lebt. „Wir sind immer wieder gern in Berlin, unsere Tochter lebt im Bezirk Pankow“, schreibt sie.
Weißensee aber meide sie nach einem Vorfall vor einigen Jahren. Sie hätten ein öffentliches Fest in der Nähe des Sees besucht. „Bereits der erste Eindruck hat uns schockiert: Am Eingang empfing uns damals ein Stand der NPD.“ Später habe sie ein junger Mann angepöbelt: „Hier wird Deutsch gesprochen.“ Sie hätten sich in dem Moment sehr unwohl gefühlt. „Wir haben 10 Jahre in Berlin gelebt, aber nur dort sind wir während einer Unterhaltung auf Italienisch dermaßen dumm belästigt worden. Seit diesem einzigen Besuch sind wir nie mehr nach Weißensee gefahren. Traurig, dass man danach diesen Kiez meidet, das sollte nicht passieren. Sicher ist das ein Einzelfall. die SPD-Abgeordnete Clara West behauptet, Weißensee habe sich in den letzten Jahren sehr verändert. Das ist durchaus möglich und bleibt zu hoffen, aber Boateng kann ich auch irgendwie verstehen.“
Anders sieht das unsere Leserin Gerlinde G. „Für mich ist die Frage, ob Sie auch etwas über ein mögliches Nichtbetreten von Weißensee geschrieben hätten, wenn Frau Mustermann statt Herrn Boateng diese Feststellung getroffen hätte. Erfahrung: nein.“ Bei den Vips reiche ein Kommentar, damit darüber groß in Medien und Politik diskutiert werde. Dabei habe Boateng nur seine persönliche Meinung gesagt, die nicht repräsentativ sei.
Ähnlich argumentiert ein anderer Anwohner „Gern kann Herr Boateng mich besuchen, ich bin Ur-Weißenseer“, schreibt Hans D. „Über schlechte Behandlungen, gar rassistische Beleidigungen ist mir nichts bekannt, und ich bin oft im Kiez unterwegs.“ Klar habe fast jeder Bezirk so seine „speziellen Typen“. „Aber wo gibt es die nicht? Also einfach mal vorbeikommen und nicht alles glauben, was einige so erzählen.“
Die Erfahrungen von Boateng dagegen kann Eva G. bestätigen: „Aber ja werden Menschen, die eine andere Hautfarbe haben, in Pankow diskriminiert, genauso wie in anderen Bereichen unserer Gesellschaft. Das ist für Menschen, die weiß sind, nicht so spürbar, wie Bürgermeister Sören Benn treffend bemerkt.“ Es könnten auch Blicke oder nonverbale Kommunikation sein. „Meine Bekannte wurde kürzlich einfach von einem Kellner geduzt, im Gegensatz zu mir. Ich bin weiß, sie afrodeutsch. Es sind wahrscheinlich die feinen Unterschiede, von denen Herr Boateng ein Lied singen kann und die einfach sehr verletzen. Da müssen wir noch viel lernen.“