Namen & Neues

Schönhauser Allee wird Fußgängerzone

Veröffentlicht am 29.05.2019 von Christian Hönicke

Die Schönhauser Allee soll autofrei werden – zumindest zeitweise. Am 15. Juni (dem „Tag der Verkehrssicherheit“) wird sie abschnittsweise für den motorisierten Verkehr gesperrt – stattdessen sollen sich dort Fußgänger und Radfahrer ungestört bewegen können.

„Fußgängerparadies in der Schönhauser“ heißt die Aktion. Am Dienstagabend wurden die Details festgelegt. Die Sperrung soll drei Stunden andauern, von 15 bis 18 Uhr. Sie betrifft die Ostseite der Schönhauser Allee zwischen Stargarder Straße und den Schönhauser Allee Arcaden. Einzig die Straßenbahn wird weiter fahren dürfen – im Schritttempo. Es soll einen Spielbereich („Kinderspace“) geben, in dem Kinder etwa auf der Straße mit Kreide malen können. Dazu sind ein Bobbycar- und ein Fahrradrennen geplant – dabei geht es allerdings zur Abwechslung mal darum, so langsam wie möglich zu fahren.

Die Aktion ist als Demonstration angemeldet. Veranstaltet wird sie unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft „Stadt für Menschen“ (die auch schon die Friedrichstraße temporär für Autos sperren ließ), der Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität der Grünen, dem Verkehrsclub Deutschland, Changing Cities und Greenpeace. „Wir werden die Straße in Besitz nehmen“, sagt Pankows Grünen-Kreisverbandsvorsitzender Jens Haustein. Man wolle dabei in „Miniform“ nachstellen, was das Büro Gehl Architects einst für die Schönhauser vorschlug.

Die Studie des Architektenbüros sah 2015 die dauerhafte Verschwenkung des Autoverkehrs in dem Abschnitt auf die Westseite der Straße vor. Die Ostseite sollte Fußgängern und Radfahrern vorbehalten bleiben. Doch nach vehementem Protest der Autofahrer musste der damalige Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne) öffentlich zurückrudern.

Nun wagt man einen neuen Anlauf. „Die Neugestaltung der Schönhauser Allee steht im Koalitionsvertrag“, so der Flyer. „Aber offenbar hat der Senat dies vergessen – wir erinnern ihn daran.“ Es gehe um Flächengerechtigkeit, sagt Haustein: „Wir wollen, dass auf der Schönhauser vernünftiger Rad- und Fußverkehr möglich ist.“ Aktuell gebe es dort einfach zu viel Platz für Autos, „und die Massen an Radfahrern teilen sich einen schmalen Streifen“. Das sei eine Katastrophe. Auf jeden Fall müsse eine „Protected Bike Lane“ kommen. Haustein: „Dafür muss man entweder eine Fahrspur oder realistischerweise die Parkspur für Autos opfern.“ Um die Forderung zu unterstreichen, soll per Teppich eine symbolische Radspur ausgerollt werden. Dramaturgisch untermauert wird das mit einer Gedenkaktion an die berlinweit 21 Verkehrstoten der letzten Monate. Dazu werden bei Trauermusik 21 Luftballons aufsteigen.