Namen & Neues
Behmstraße: Anwohner kämpfen gegen Recyclinghof
Veröffentlicht am 11.06.2020 von Christian Hönicke
An einer Müllkippe wohnt niemand gern. Heute heißen die zwar „Recyclinghöfe“, aber die Belastungen bleiben: Lärm, Gestank, Staus an den Einfahrten. Nun haben machne Anwohner des BSR-Recyclinghofs in der Behmstraße in Prenzlauer Berg genug. Der Hof belaste das gesamte Wohngebiet, schreibt uns ein Anwohner. „Jeden Morgen punkt um 5.50 Uhr fährt eine Kolone aus geschätzt 75 Müllabfuhrwagen mehr als geräuschvoll über die Kopfsteinpflaster, wodurch die Häuser starken Erschütterungen ausgesetzt sind. Die Lärmbelästigung über einen längeren Zeitraum ist kaum zumutbar und hat auch gesundheitliche Auswirkungen.“
Hinzu kämen erhebliche Geruchsbelästigungen, besonders im Sommer, durch die man zum Beispiel die Balkone nur eingeschränkt nutzen und auch die Fenster kaum öffnen könne. Auf der Straßenseite zur Hofeinfahrt des Recyclinghofes staue sich regelmäßig der Verkehr, was besonders am Wochenende zu einem erhöhten Lärmpegel (dauerhupende Autos) und Behinderung des Verkehrs führe. Außerdem würden viele ihren Müll einfach auf den Gehweg vor dem BSR-Hof abkippen.
Für die Anwohner ist die Lösung klar: Der Hof soll an einen anderen Ort verlegt werden. Sie haben deshalb die Wirtschaftssenatorin und BSR-Aufsichtsratsvorsitzende Ramona Pop (B’90/Grüne) angeschrieben und um Hilfe gebeten. „Doch sie ignoriert unsere Anfragen und geht auf diese Bedenken nicht ein.“
Auch unsere Anfrage ließ Pop bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Dafür meldete sich ein BSR-Sprecher. „Uns sind vereinzelte Beschwerden bekannt“, teilte er mit. „Deshalb sind wir bemüht, die Beeinträchtigungen für direkte Anwohnerinnen und Anwohner so gering wie möglich zu halten. Wir haben beispielsweise nach einer Anwohnerbeschwerde Arbeiten mit Containern an Samstagen vertraglich auf die Zeit nach 8.30 Uhr festgelegt.“
Beim angrenzenden Kiez handele es sich jedoch nicht um ein reines Wohn-, sondern ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe. „Dies hat zur Folge, dass die BSR sowie Anwohnerinnen und Anwohner bei der Ausübung ihrer Rechte Rücksicht auf die jeweils andere Seite nehmen müssen“, so der Sprecher. Für die BSR würden in der Behmstraße etwa strengere Grenzwerte als in einem reinen Gewerbegebiet gelten. Der Recyclinghof sei jedenfalls unbefristet genehmigt, und eine Verlegung sei nicht geplant, „zumal es in Kieznähe keine geeigneten Grundstücke in weniger dicht besiedelten Gebieten gibt“. – Text: Christian Hönicke
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