Namen & Neues

Vertipper auf Schild: Bezirksamt "erfindet" neue Straße in Prenzlauer Berg

Veröffentlicht am 15.04.2021 von Christian Hönicke

Anwohner in Prenzlauer Berg berichten von einem behördlich angeordneten Zwangsumzug: Sie wurden einfach in die „Kugler Straße“ versetzt. So steht es auf Straßenschildern, die unlängst vom Bezirksamt in der Nähe des Humannplatzes angeschraubt wurden – siehe Foto hier:

Mal in der Karte nachgeschaut: Kugler Straße? Die muss neu sein in Pankow. Wurde sie zu Ehren des kleinen Dorfs Kugl in Bayern errichtet? Nach der Partylocation KUGL (Kultur am Gleis) in St. Gallen benannt? Oder hat hier gar ein Internetriese dem klammen Bezirk ein Straßenschild mit eingedeutschtem Firmennamen gesponsert?

Nein, des Rätsels Lösung: Das Pankower Straßen- und Grünflächenamt hat einfach seine eigene Straße falsch geschrieben. Es handelt sich um die Kuglerstraße (nach dem Kunsthistoriker Franz Theodor Kugler). „Es kommt leider gelegentlich vor, dass die Firmen, die die Straßenschilder herstellen, dabei einen Schreibfehler produzieren“, sagt der zuständige Stadtrat Vollrad Kuhn (B’90/Grüne). Offenbar ist irgendwo auf dem Weg vom seinem Amt in der Darßer Straße bis an den Schildermast ein Leerzeichen samt großem S reingerutscht. [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Und was passiert nun mit der neuen Straßen-Kugl von Prenzlauer Berg? Bleiben die Schilder einfach dran, weil ja jeder weiß, was gemeint ist? Ganz so einfach ist das nicht. Straßennamensschilder müssen korrekt und gut lesbar sein, teilte Kuhns Büro im Falle der verblassenden Schilder in der Borkumstraße unlängst mit.

Es sind nämlich Verkehrszeichen der StVO (Zeichen 437). Sie dienen nicht nur der Orientierung für Ortsunkundige, sondern sind für lebensrettende Institutionen wie Notärzte und Feuerwehr absolut notwendig. Und auch bei Lieferdiensten oder Handwerkern hat nicht jeder GPS.

Tippfehler können also gefährlich werden. „In den meisten Fällen fällt das den Kollegen aus dem SGA, die die Montage übernehmen, direkt auf, und die Schilder werden dann gar nicht erst angebracht, sondern umgehend reklamiert“, erklärt Kuhn. „In diesem Fall scheint das nicht so gewesen zu sein.“

Deshalb wird der Umzug bald rückgängig gemacht, die Kugl kommt wieder weg. Kuhn: „Die Kollegen werden die falschen Schilder in Kürze wieder abnehmen und durch korrekte Fassungen ersetzen, denn in der Tat sollten die Straßen vor Ort schon korrekt beschildert sein.“ Bis dahin: Schöne Grüße aus Pankow nach Bayern und in die Schweiz! Die Welt ist wirklich manchmal eine, äh… Kugl. / Foto: privat – Text: Christian Hönicke

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