Namen & Neues
Anwohner und Schulen kämpfen für mehr Verkehrssicherheit
Veröffentlicht am 16.09.2021 von Christian Hönicke
In mehreren Pankower Vierteln haben Teile der Anwohnerschaft genug von den Automassen vor ihren Nasen und wollen eigenhändig Verbesserungen erwirken. Unter dem Moto „Die Straße den Menschen“ organisierte die „Kiezinitiative IGWS“ Anfang September ein öffentliches Nachbarschaftstreffen in Weißensee – um auf die „besondere Gefahrensituation“ der Kreuzung Langhansstraße/Heinersdorfer Straße/Jacobsohnstraße aufmerksam zu machen.
Aufgestellt wurde ein Parklet auf einem kleinen Platz an der Kreuzung, um über Lösungen, Vorschläge und Forderungen zu diskutieren. Gemeinsam wurde ein Forderungskatalog an das Bezirksamt Pankow und die BVV für „geeignete Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit“ erarbeitet. Darunter sind: Zebrastreifen, Fußgängerampeln, intelligente Einbahnstraßen-Führung oder Sackgassenplanungen. Fahrradstraßen, -wege und -spuren für beide Richtungen, Reduzierung des Park-Angebots, Spielstraßen und neue Freiflächen. „Die Zunahme der Bevölkerung in diesem Gebiet, insbesondere durch junge Familien mit Kindern, erfordert ein schnelles Handeln“, so die Initiative. [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Dass Fußgängerampeln weiterhin Bückware in Berlin sind, merkte man an der Carl-Humann-Grundschule in Prenzlauer Berg. Dort wurde an der Erich-Weinert-Straße eine neue Fußgängerampel über die Stahlheimer Straße installiert, damit Kinder und Eltern besser auf den Humannplatz gelangen können, auf dem sich ein beliebter Spielplatz befindet. Das klingt nach einer Verbesserung.
Der Haken: Im Gegenzug soll die Ampel an der Nordseite der Kreuzung verschwinden, die direkt zur Schule führt. Daran übt die Gesamtelternvertretung scharfe Kritik. Es sei „der einzige direkte Ampelzugang“ zum Straßenblock, in dem die Schule steht. Da es zur Schule auch keinerlei andere Fußgängerhilfen wie Zebrastreifen gibt, bedeute das zukünftig „eine erhebliche zusätzliche Gefährdung der Kinder“. Die alte Ampel müsse stehen bleiben, ein Rückbau „verstößt gegen das Berliner Mobilitätsgesetz“ – auch deshalb, weil Schüler und Eltern an dem Prozess nicht wie gefordert beteiligt gewesen seien.
Bei der Verkehrsverwaltung kam dieser Hilferuf offenbar nicht an. Inzwischen ist die neue Ampel schon in Betrieb und die alte an der Schule abgeklemmt.
Im benachbarten Gleimviertel protestierten Anwohner am vergangenen Freitag gegen die Untätigkeit des Bezirksamts. Dabei wurde das nördliche Ende der Sonnenburger Straße als „Kiezplatz“ gestaltet. „Wir wollen damit darauf aufmerksam machen, dass schon durch die BVV beschlossen wurde, dass dieser Platz für PKW entwidmet werden soll“, sagt Sören Bergmann von der Initiative „Gleimviertel für alle“. Dies wird aber laut Bezirksamt aufgrund von Personalmangel „in absehbarer Zeit nicht umgesetzt“.
Nun legten die Anwohner selbst Hand an. Sie „besetzten“ Autoparkplätze mit Blumenkübeln und Teppichen. Dabei sammelten sie Vorschläge für eine Platzgestaltung und Unterschriften für einen BVV-Einwohnerantrag. Der soll die Einrichtung einer Fahrradstraße in der Gleimstraße fordern – die ist zwar seit Jahren im Gespräch, aber nach Ansicht der Senatsverkehrsverwaltung unnötig, weil die Gleimstraße für Radfahrer bereits „relativ sicher“ ist. – Text: Christian Hönicke
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