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"Kinder gegen Klimaschutz ausgespielt": Kritik an geplanter Baumfällung im Mauerpark

Veröffentlicht am 24.03.2022 von Christian Hönicke

Die nächste Abholzaktion unter dem Motto „Grau vor Grün“ in Pankow steht an – diesmal im Mauerpark. Der wird ja innerhalb der kommenden vier Jahre saniert und umgestaltet. Und in dem Zuge sollen sieben kerngesunde Bäume gefällt werden, weil sie im (Asphalt-)Weg stehen. Das kritisiert der Verein „Freunde des Mauerparks“.

Konkret plant die mit der Sanierung betraute Grün Berlin GmbH, alle Pappeln am Kletterspielplatz neben dem Kinderbauernhof Moritzhof zu fällen. Und das, obwohl diese „derzeit überwiegend in einem guten Zustand“ seien und „noch eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren haben“ könnten, wie die Grün Berlin selbst berichtet. Doch an dieser Stelle sollen neue Asphaltwege angelegt werden, als Verbindung zwischen dem Gleimviertel in Prenzlauer Berg und dem neuen Wohnquartier in Gesundbrunnen am Nordwestrand des Mauerparks.

Und wie schon im „Paule-Park“ sorgt man sich nun darum, dass die Wurzeln den neuen Betonweg kaputtmachen könnten: „Pappeln haben ein weit verbreitetes, aber flachgründiges Wurzelgeflecht, was bei Verletzung (z.B. beim erforderlichen Asphaltbau für die Wegeverbindung zwischen den Quartieren) an der Verletzungsstelle extrem neu austreibt“, so die Grün Berlin. Die Pappelwurzeln hätten bereits die vorhandenen flachen Treppenstufen am Spielplatz und den Asphalt „stark geschädigt“.

Die Bäume stehen am Südrand des Spielplatzes und sind die einzigen Schattenspender für die Kinder in den heißen Sommern. Der Bezirk empfiehlt der Grün Berlin dennoch, alle sieben Pappeln zu fällen und durch sieben neue „Säuleneichen in fachgerechter Baumgrube“ zu ersetzen. Als Alternative wird immerhin erwogen, die Pappeln samt Treppenstufen zu umzäunen, da sie nicht „verkehrssicher“ seien.

Die Freunde des Mauerparks kritisieren beide Optionen als „Abholzen oder Einzäunen“ nun in einem offenen Brief an Pankows zuständige Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU). Ungeachtet aller Sparzwänge im Bezirksamt müsse man „hier mit aller Kraft dem fortschreitenden Kahlschlag entgegentreten“. Insbesondere sei „das Ausspielen von Kindern gegen Klimaschutz“ verwerflich, heißt es im Brief: „Auch Kinder brauchen frische Luft zum Atmen, Schatten im Sommer, Klettermöglichkeiten und Natur zum Erleben.“ Der Verein fordert die Stadträtin daher auf, sich „mit aller Kraft“ um die Erhaltung der Bäume zu bemühen.

„Es geht hier nicht nur um diese sieben Pappeln“, sagt Alexander Puell von den Freunden des Mauerparks. Aktuell würden pro Jahr mehr als 1000 Bäume in Berliner Straßen und Parks verloren gehen, die Temperaturen und die Anzahl der Tropennächte dagegen ansteigen: „Es geht darum, wie der Bezirk mit der Klimakrise umgeht und wie er dafür sorgt, dass wir in Berlin weiter leben können.“ Bäume dürften nicht mehr „aus Bequemlichkeit“ gefällt werden, sondern müssten „als wichtige Partner beim Klimaschutz“ behandelt werden.