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33 Bäume sollen Wegen weichen: Kritik an "nachhaltigem Fällen" des "Grauflächenamts"

Veröffentlicht am 31.03.2022 von Christian Hönicke

Kein Pankow-Newsletter ohne Baum-Massaker. Das nächste steht in der Kniprodestraße an: Die Eschenallee an der Werneuchener Wiese soll einem Fußweg zur neuen temporären „Schuldrehscheibe“ weichen. 26 stattliche Bäume am Rand des Volksparks Friedrichshain sollen kurzfristig abgeholzt werden. So sieht es der neue, alte Plan des Bezirksamts vor.

Dagegen regt sich nun Widerstand aus der Nachbarschaft und der Bezirkspolitik. „Die Pläne schienen vom Tisch, wurden jetzt aber aus der Schublade hervorgeholt – ohne uns zu informieren“, kritisiert der Verein „Pro Kiez Bötzowviertel“. Man akzeptiere den Bau „des dringend benötigten Schul-Provisoriums“ auf der Wiese, so der Verein. „Keineswegs akzeptieren wir, dass durch die Anlage eines fünf Meter breiten Geh- und Radweges massiv noch mehr offener Boden versiegelt werden soll, und dass 26 in den 90er Jahren gepflanzte Eschen gefällt werden sollen.“ Ein staatlich vereidigter Baumgutachter habe den Bäumen Vitalität und eine weitere Lebensdauer von mindestens 30 Jahren bescheinigt.

Besonders verärgert sind die Anwohner, weil der frühere Schulstadtrat Thorsten Kühne (CDU) noch im Spätsommer 2021 zugesichert habe, „dass für die temporäre Schulnutzung maximal drei Bäume weichen müssten“. Nun soll es doch anders kommen, und man lehne die geplanten Baumfällungen „erneut kategorisch ab. Wir fordern eine andere Lösung, die die örtliche Situation und unsere realisierbaren Vorschläge respektiert sowie Wegverbesserung und Baumerhalt kombiniert.“

Auch die Pankower Grünen fordern eine Umplanung durch das Bezirksamt. „Das ist der dritte Versuch des Bezirksamts, diese Bäume zu fällen“, kritisiert der Verordnete Axel Lüssow. „Wenn das Bezirksamt den Fußweg dort ausbauen möchte, dann geht das auch anders.“ Die Initiative „Pro Kiez“ schlage einen unversiegelten Weg mit sogenannter “wassergebundener Decke” auf dem bestehenden Pfad vor, der keine Baumfällungen nötig mache: „Wo ein politischer Wille ist, ist auch ein nachhaltiger Weg.“

Doch das Pankower Grünflächenamt mache seinem Spitznamen „Grauflächenamt“ mal wieder alle Ehre, so Lüssow. Gleiches solle im Mauerpark passieren, wo gesunde Pappeln einem neuen Weg weichen sollen (wir haben darüber berichtet). Das Amt habe den Plan im Klimaschutzausschuss der Bezirksverordnetenversammlung als „nachhaltiges Fällen“ vorgestellt. „Die Worterfindung ‚nachhaltiges Fällen‘ zeigt, dass der Spitzname ‚Grauflächenamt‘ nicht von ungefähr kommt“, so Lüssow.

Die Fällung der Pappeln sei angeblich „nachhaltig“, weil sie noch jung sind. Dabei seien die Hintergründe andere. „Wenn dem Bezirksamt Gelder für Baumaßnahmen zur Verfügung stehen, dann müssen plötzlich wichtige Entscheidungen unter Zeitdruck fallen und Totschlagargumente ersetzen eine gleichwertige Prüfung von Alternativen“, sagt Lüssow. Das Bezirksamt solle stattdessen bevorzugt die Vorschläge der Initiative „Freunde des Mauerparks“ umsetzen. Diese sehen vor, das Spielen an die bestehende Natur anzupassen und den geplanten Weg zwischen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen um ein paar Meter zu verschieben.