Namen & Neues
Streit um Ausbau der Kastanienallee in Rosenthal: BVV fordert komplette Neuplanung
Veröffentlicht am 18.04.2024 von Christian Hönicke
Wir bleiben in Rosenthal: Nach jahrelangem Kampf können die Anwohner der Kastanienallee einen wichtigen politischen Erfolg verbuchen. Die umstrittene Planung zum Ausbau der Straße für den Schwerlastverkehr soll aufgegeben werden. Das forderte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in einem aktuellen Beschluss am Mittwochabend auf Antrag von SPD, Linkspartei und Grünen.
Das Bezirksamt wird darin zu einer kompletten „Neuplanung“ für den 1. und 2. Bauabschnitt der Kastanienallee aufgefordert. „Die bisherigen Entwurfsplanungen des Bezirksamtes sollen in der vorgelegten Form verworfen werden.“
Der Abschnitt zwischen Haupt- und Friedrich-Engels-Straße wurde bereits umgestaltet, um insbesondere dem Schwerlastverkehr der benachbarten Industriegebiete zu dienen. Aktuell fahren bereits mehr als 400 Lkw pro Tag durch die Allee – künftig sollen es noch viel mehr werden. Um Platz dafür zu schaffen, sollen viele der namensgebenden Kastanien am Straßenrand gefällt werden.
Als Nächstes soll der östliche Teil der Kastanienallee zwischen Friedrich-Engels- und Dietzgenstraße um- und ausgebaut werden. Die Anwohnerinitiative Kastanienallee kritisiert seit langem, dass dabei gegen geltendes Recht verstoßen würde. So sei die Fahrbahn zu schmal geplant, und auch die künftigen Gehwege und Radstreifen würden die vorgegebenen Mindestmaße nicht einhalten.
Die BVV schloss sich dieser Meinung nun an. Unter anderem lehnen die Verordneten den angedachten gemeinsamen Fuß- und Radweg auf einem Teil der Kastanienallee ab. „Fuß-, Rad und Kfz-Verkehr“ müssten „jeweils voneinander getrennt und sicher verlaufen können“, heißt es im Beschluss. Ebenfalls stellen sich die Fraktionen gegen die vorgesehene Abholzung der namensgebenden Bäume. „Von 80 Baumstandorten sind bisher nur 32 geplant zu erhalten“, kritisierte der Grünen-Verordnete Jan Drewitz. Die BVV fordert stattdessen, eine „ausreichende Bepflanzung zur Sicherung von Lebensqualität und Hitzeschutz“.
Die Neuplanung soll das Ziel haben, die Kastanienallee „in ihrem ursprünglichen Charakter zu realisieren, ohne einen (Teil-)Ausbau der Straße durchzuführen“, heißt es im Beschluss. Man müsse dabei auch „die Funktion der Kastanienallee im übergeordneten Straßennetz kritisch hinterfragen“, erklärte Drewitz. Der Linkspolitiker Wolfram Kempe erklärte, es sei schon länger klar, dass die Ausbau-Pläne nicht mit dem Berliner Mobilitätsgesetz vereinbar seien, weil die Straße dafür schlicht nicht breit genug sei.
Der BVV-Beschluss fordert nun, sollten „die gesetzlichen Erfordernisse an eine Straße dieser Art auf der jetzigen Querschnittsbreite der Straße nicht realisiert werden können, so soll die Herunterstufung der Kastanienallee in ihrer Funktionsstufe im übergeordneten Straßennetz in diesem Abschnitt geprüft werden“.
Ein weiteres Problem sei, dass beide Bauabschnitte der Straße „überhaupt nicht zueinander passen“ würden, erklärte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Ahrens. Man schaffe durch unterschiedliche Straßenbreiten einen „Flaschentrichter“. Ahrens: „So kann es nicht bleiben, das muss umgeplant werden, es muss andere Lösungen geben.“ Drewitz äußerte den Verdacht, dass das Bezirksamt damit überfordert sein könnte. Bisherige Planänderungen hätten immer wieder neue Probleme hervorgebracht: „Vielleicht sollte man sich dafür Hilfe von einem externen Planungsbüro holen.“