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Hundekot auf Spielplätzen: "Kinderfreundlicher" Bezirk kann Pankows Kinder nicht schützen

Veröffentlicht am 25.07.2024 von Christian Hönicke

Seit April trägt der Bezirk Pankow offiziell das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“. Doch in der Praxis scheitert er daran, das Wohl seiner Kleinsten selbst in ihren umzäunten Schutzräumen sicherzustellen.

Vergangenen Woche hatte Pankow seine Ohnmacht gegen das Problem Hundekot auf Spielplätzen eingeräumt. Das Thema hat in den vergangenen Tagen viele Reaktionen hervorgerufen. Unter anderem störten sich Leser an der Aussage der Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU), die um „Verständnis und Rücksichtnahme der einzelnen Personengruppen untereinander“ bat.

„Kinder und Eltern sollen Verständnis aufbringen für das Bedürfnis der Hundehalter, ihren Hund auf den Spielplatz ‚kacken‘ zu lassen?“, fragte etwa der User „schmi“ auf tagesspiegel.de. „Ein Spielplatz sollte ein geschützter Raum für Kinder sein.“

Wir haben das Bezirksamt noch einmal um Klärung gebeten, wer denn hier genau wofür Verständnis aufbringen soll. Die Antwort fiel diesmal etwas eindeutiger zulasten der Hundehalter aus: „Alle Personengruppen, welche sich im öffentlichen Raum aufhalten, haben sich entsprechend der Regeln der jeweiligen Örtlichkeiten zu verhalten. Zum Beispiel: Es gibt ein Verbot von Hunden auf dem Spielplatz und es gilt ein Leinenzwang für Hunde in öffentlichen Grünanlagen.“

Hundehalter dürften sich generell nicht mit ihren Hunden auf Kinderspielplätzen aufhalten, so das Bezirksamt weiter. „Verstöße dagegen können von jedem dem Ordnungsamt gemeldet werden. Verunreinigungen können dem Straßen- und Grünflächenamt gemeldet werden.“ Anders-Granitzki hatte zuletzt jedoch darauf verwiesen, dass für die Hochzeit des illegalen Gassi-Gehens auf Spielplätzen im Dunkeln die Polizei zuständig sei – nämlich nach Dienstschluss des Ordnungsamts ab 22 Uhr.

Warum die delikate Angelegenheit so selten verfolgt wird, ist angesichts der zu erwartenden Strafen verständlich. Denn obwohl Hunde und auch deren Hinterlassenschaften für Kinder eine Gefahr darstellen und teils schwere Krankheiten auslösen können, kostet das Betreten eines Spielplatzes mit Hund nach Aussage des Bezirksamts gerade einmal 35 Euro. Die Ordnungswidrigkeit „Hund, welcher auf den Spielplatz kotet“ schlägt mit 55 Euro zu Buche.

In Südtirol müssen Hundehalter auf eigene Kosten die DNA ihrer Tiere registrieren lassen. So sollen die Verursacher identifiziert werden können – es drohen Strafen im vierstelligen Bereich. Ob dieses Vorgehen auch in Pankow möglich oder sinnvoll ist, dazu hat das Bezirksamt keine Meinung. „Dazu können keine Aussagen getroffen werden“, teilt es mit.

Das Bezirksamt bestätigte stattdessen noch einmal, dass ihm „das nötige Personal“ fehlt, „um flächendeckend Maßnahmen zum Schutz der Kinder zu treffen“. Aus demselben Grund „führt das Ordnungsamt keine expliziten Kontrollen auf Spielplätzen durch“.

Wir schließen daraus: Pankow mag zwar das Siegel tragen, aber der Weg zu einer wirklich kinderfreundlichen Kommune ist offenbar noch weit.