Sport

Veröffentlicht am 25.07.2019 von Christian Hönicke

Stadionbau bedroht Mauer und Park. Eine Ikone aus Prenzlauer Berg ist bedroht: der Stadionhang im Mauerpark. Mit Bildern von friedlich feiernden jungen Menschen auf der Böschung vor einem Stück der original Berliner Mauer wirbt die Stadt in der ganzen Welt. Auch das Amphitheater für das weltberühmte Mauerpark-Karaoke ist in den Hang integriert. Doch im Zuge des Stadionneubaus im angrenzenden Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll ein großer Teil des Hangs verschwinden. Und Bezirk und Anwohner sorgen sich um Park und Mauer.

Laut den aktuellsten Plänen soll das alte Stadion ab Juli 2020 abgerissen werden, dort wollen die beiden Senatsverwaltungen für Sport und Wohnen gemeinsam einen Neubau errichten. Der soll ab 2022 in aller Schnelle hochgezogen werden, um die Leichtathletikwettbewerbe der Special Olympics 2023 dort austragen zu können – für insgesamt 135 Millionen Euro. Bezirk und Anwohnerinitiativen kritisieren, dass man in der Eile überhaupt nicht an die Auswirkungen für die Umgebung gedacht hat.

Sie sehen insbesondere den Mauerpark gefährdet. Eigentlich soll er bald erweitert, saniert und aufgehübscht werden. Dem Vorhaben droht der parallele Neubau des „Großen Stadions“ für 20.000 Besucher jedoch in die Quere zu kommen.

Die Tribünen des maroden alten Stadions stehen nämlich auf einem Wall aus Weltkriegs-Trümmerschutt. An die Stadionrückseite schmiegt sich die denkmalgeschützte Hinterlandmauer, die sich inzwischen zur weltbekannten Graffiti-Wand entwickelt hat. Eigentümer des historischen Relikts ist offiziell die Senatssportverwaltung. Auf Nachfrage, welche Auswirkungen der Stadionabriss darauf habe, verwies man aber an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, die für den Stadionbau zuständig ist.

Dort wiederum erklärt eine Sprecherin, die Böschung solle für das Stadion zur Hälfte abgebaggert werden. „Der Wall auf der Seite zum Stadion östlich der Hinterlandmauer muss für den Neubau und die Fluchtwege weg.“ Zwar verspricht die Senatsverwaltung, dass die westliche Hangseite samt Hinterlandmauer und Amphitheater erhalten bleibe. Doch sie räumt auch ein, dass dies kompliziert wird: „Wie man das bautechnisch umsetzt, kann aber erst später geklärt werden.“

Mit Sorge betrachtet das Bezirksamt Pankow, das für den Mauerpark zuständig ist, die Planungen. Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (B‘90/Grüne) stellt klar, dass der Schutz des westlichen Stadionhangs für den Bezirk höchste Priorität hat: „Wenn man an die Böschung im Park oder das Mauerstück ran muss, würden wir das nicht mittragen.“

Dass die Mauer Schaden nimmt, befürchtet auch Michail Nelken. „Die Hinterlandmauer ist ein wichtiges historisches Relikt“, sagt der Abgeordnete der Linkspartei, der als Anwohner auch 2. Vorsitzender von „Gleimviertel e.V.“ ist. „Wenn man an den Stadionwall ran geht, muss man sich auch etwas für ihren Schutz überlegen.“ Selbst die Mauer temporär ab- und dann wieder aufzubauen, hält er für nicht vertretbar: „Die hat einen so hohen Symbolwert, die darf man gar nicht anfassen.“

Ohnehin nur eine sinnvolle „bautechnische Lösung“ für das neue Stadion gibt es für Nelken und auch die „Freunde des Mauerparks“: eine komplette Neuplanung, die die Auswirkungen auf das gesamte Gebiet beinhaltet. Auch das Bezirksamt fordert dies – siehe Intro.