Sport
Veröffentlicht am 28.11.2019 von Christian Hönicke
Polizeisportpark statt Jahn-Sportpark? Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ist ein Filetgrundstück mitten in Berlin. Davon will beim Umbau jeder sein Stückchen abhaben. Neuester Interessent: die Polizei. Der Abschnitt 15, der bisher gegenüber an der Eberswalder Straße seinen Sitz hat, will umziehen. Deshalb sucht die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die für den Jahn-Sportpark verantwortlich ist, nun dort nach einem geeigneten Platz.
Das geht aus den Vorgaben für die aktualisierte Machbarkeitsstudie des Jahn-Sportparks hervor, die gerade ausgeschrieben wurde. Stadtplanungsbüros sollen die alte Studie aus dem Jahr 2014 an die neuen Gegebenheiten anpassen. Dabei soll neben dem vom Basketballclub Alba Berlin gewünschten Vereinszentrum nun auch noch „die Einpassung (…) eines Dienstgebäudes für den Polizeiabschnitt A 15“ geprüft und als gesonderte Bauvariante dargestellt werden.
Die Idee, den kompletten Polizeiabschnitt 15 in den Jahn-Sportpark zu verlagern, sei im Sommer im Rahmen der Gespräche mit den potenziellen Nutzern des neuen Stadions entstanden, erklärt der Sprecher der Senatssportverwaltung, Martin Pallgen. Grund seien die hohen Mietkosten für das bisherige Polizeigebäude, das nicht im Landeseigentum sei. „Auch der Bauzustand und die Funktionalitäten des Gebäudes sind nicht gut.“
Es ist nicht das erste Mal, dass für den Jahn-Sportpark sportfremde Nutzungen erwogen werden. In der ursprünglichen Machbarkeitsstudie wurde bereits der Bau einer kleinen Kita auf dem Areal geprüft. Davon hatte man sich verabschiedet, weil aus der Bezirksverwaltung „deutlich artikuliert“ worden sei, dass die Schaffung von Sportflächen an diesem Standort „höchste Priorität“ habe.
Wo auf dem Gelände nun noch Platz für die Wache sein soll, ist die spannende Frage. Schließlich sollen bereits mehrere Sporthallen in einem Hochhausturm übereinander gestapelt werden, um Grundfläche zu sparen. „Klar ist: Sportangebote sollen durch den Abschnitt 15 nicht verdrängt werden“, sagt Pallgen zwar. Allerdings sagt er auch, dass das alte Polizeigebäude „den perspektivischen Flächenbedarf der Polizei an dieser Stelle nicht decken“ können wird.
Das neue Gebäude dürfte also mindestens die Dimensionen des üppigen Baus an der Eberswalder Straße erreichen. Konkrete Aussagen zur Größe wollte Pallgen nicht treffen: „Die Polizei wird jetzt den Raumbedarf und die Anforderungen formulieren.“ Diese Anforderungen sollen in die aktualisierte Machbarkeitsstudie einfließen. Pallgen: „Erst danach können wir realistisch einschätzen, ob und wo eine Einpassung möglich ist.“
Um den Umbau des Jahn-Sportparks wird seit Jahren gestritten. Anwohner und Sportfunktionäre aus Pankow bemängeln, dass die Förderung des Breitensports für die Nachbarschaft im Vergleich zum Stadionneubau zu kurz komme. Dass nun statt etwa einer weiteren Turnhalle ein Gebäude für die Polizei – die wie die Sportverwaltung Innensenator Andreas Geisel (SPD) untersteht – geprüft wird, dürfte ihnen weitere Argumente liefern.
In der Ausschreibung wird übrigens auch der Zeitplan für den Sportpark konkretisiert: „Die Maßnahmen sollen mit Abriss des Großen Stadions ab 2020, mit Baubeginn des Stadionersatzneubaus 2022 und Fertigstellung Anfang 2024 sowie mit Baubeginn aller weiteren Vorhaben innerhalb des Sportparks ab 2023 umgesetzt werden.“
Erste Ergebnisse der aktualisierten Studie müssen bis zum 31. März vorgelegt werden. Bereits im „Mai/Juni 2020“ sollen die finalen Ergebnisse präsentiert werden. „Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport beabsichtigt, das Gesamtkonzept dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses von Berlin vor der Sommerpause 2020 vorzulegen, um eine Entsperrung der Haushaltsmittel für den ersten Bauabschnitt zu erwirken.“ Der erste Bauabschnitt sieht den Abriss des Stadions im Sommer vor. Zum neuen Stadion stellte Pallgen noch einmal klar: „Eine Erweiterungsoption auf 30.000 Plätze gibt es nicht. Wir planen für 20.000 Plätze.“ – Text: Christian Hönicke
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Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de
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