Sport
Veröffentlicht am 20.02.2020 von Christian Hönicke
Protest gegen Abholzung: Hunderte Bäume sollen im Jahn-Sportpark gefällt werden. In Grünheide wird gerade mit großem Bohei darum gerungen, ob ein Kiefernwald für die neue Tesla-Fabrik gerodet werden darf. Auch in Berlin protestieren immer mehr Anwohner gegen einen Kahlschlag, den der Senat dort plant: mitten in Prenzlauer Berg.
Gemeint ist die weitgehende Rodung des Jahn-Sportparks. Derzeit läuft noch bis zum 28. Februar die Online-Beteiligung zum Umbau des Areals. Auf der Website wird auch die noch gültige Machbarkeitsstudie von 2014 verlinkt. Und die sieht vor, im Zuge des Umbaus auf dem Gelände nicht weniger als „240 Bäume zu entfernen“.
Nun formiert sich dagegen Widerstand. Viele Kommentare auf der offiziellen Beteiligungsplattform kritisieren die radikalen Abholzungspläne, da Anwohner die parkähnliche Anlage nicht nur zum Sport, sondern auch zur Erholung nutzen würden. Einen „handfesten Skandal“ sieht gar unser Leser Dirk W.: „Der Senat zieht ernsthaft in Betracht, hunderte Bäume im Jahn-Sportpark zu fällen?“
Wir schauen noch einmal in die Pläne: Beim angedachten „Inklusionssportpark“ ist in der Tat zwar ein neues Stadion inklusive, nicht aber das derzeit noch üppige Stadtgrün – stattdessen dürfte es mächtig Kleinholz geben. So soll etwa der Mini-Wald an der Eberswalder Straße vor dem Stadion gefällt werden – nach bisheriger Planung wird hier stattdessen bald ein Auto-Parkhaus stehen. Außerdem soll die große Baumgruppe direkt am Eingangsportal Cantianstraße verschwinden – der dort angedachte „Outdoor-Fitness-Park“ soll den Sportlern aus der Nachbarschaft künftig offenbar Sonne satt bieten. Auch an anderen Stellen soll die Kettensäge zum Wohle des Sports geschwungen werden.
Zwar sollen die Fällungen „1:1 mit Neupflanzungen“ ersetzt werden, wie es in der Machbarkeitsstudie heißt. „Doch dies als ‚1:1‘-Ersatz zu betiteln, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten“, schreibt W. Erstens seien für die angekündigten Ersatzpflanzungen bisher keine konkreten Orte benannt worden. Und zweitens handele es sich beim Baumbestand des Jahn-Sportparks „um überwiegend große und sehr große, prächtige und wertvolle Bäume, deren Grün über viele Jahrzehnte dort gewachsen ist. Eine Fällung und Ersatzpflanzung würde den Parkcharakter auf Jahrzehnte hinaus schlichtweg ausradieren.“
Die Machbarkeitsstudie soll nach dem Abschluss der Bürgerbeteiligung aktualisiert werden. Allerdings ist dabei trotz der Proteste der Anwohner davon auszugehen, dass die Baumdichte eher noch weiter sinkt, weil die Baudichte noch weiter steigen soll. Die Sport- und Innenverwaltung will gern noch eine Polizeidienststelle auf dem Gelände unterbringen.
– Text: Christian Hönicke
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