Sport

Veröffentlicht am 27.02.2020 von Christian Hönicke

Trotz Protesten: Senat verteidigt Fällungen im Jahn-Sportpark. Unser Artikel vergangene Woche zur geplanten Fällung von bis zu 240 Bäumen im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg hat ein großes Echo gefunden. Viele Kommentare auf der offiziellen Beteiligungsplattform, auf der Anwohner noch bis Freitag ihre Meinung äußern können, kritisieren die geplante Rodung. Es wurde eine Online-Petition mit dem Ziel gestartet, die Fällung zu verhindern (die Petition finden Sie hier). Zudem wurden die Viertel rund um den Sportpark inzwischen mit Protestaufrufen plakatiert.

Auch ein prominenter Newsletter-Leser, der am Sportpark wohnt, schloss sich nach der Lektüre unseres Artikels letzte Woche dem Widerstand an. Auf seiner Facebook-Seite ruft der Schriftsteller Wladimir Kaminer (schöne Grüße an dieser Stelle!) dazu auf, die Petition zum Erhalt der Bäume zu unterstützen: „Bei uns wird der Sportpark zu einem riesigen Event Ort umgebaut, hunderte von Bäumen müssen gefällt werden“, schreibt er dort. „Die Stadtverwaltung weiß nicht Bescheid, dass man so etwas nicht tut. Anstatt mehr neue Bäume zu pflanzen, machen sie die alten kaputt. Menschen aus aller Welt, unterstützt diese Petition.“

Der Aufruhr hat auch die Politik erreicht. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die für den Jahn-Sportpark zuständig ist und auch seinen Umbau steuert, teilt uns mit: „Der Baumbestand auf der Anlage ist von zentraler Bedeutung.“ Ein ökologisches Gutachten werde derzeit erstellt.

Allerdings dementierte die Verwaltung die Zahl von bis zu 240 Baumfällungen dezidiert nicht, die sie selbst in der Machbarkeitsstudie von 2014 genannt hatte. Derzeit wird die Machbarkeitsstudie aktualisiert, sie soll bis Ende Juni fertig sein. Zwar seien „von unserer Seite aus“ keine Rodungen an den Außengrenzen sowie der Platanen im Eingangsbereich Cantianstraße geplant, teilt ein Sprecher der Senatsverwaltung nun mit. Doch Fällungen soll es auf jeden Fall geben: „Beim Jahn-Sportpark geht es um die Entwicklung und Modernisierung einer zentralen Sportanlage in unserer Stadt; und nicht eines (Freizeit- und Erholungs-) Parks im Sinne einer reinen Grünfläche.“

Auch der Landessportbund Berlin steht hinter den Planungen. Die Umbaupläne des Senats „unterstütze ich ausdrücklich“, teilt LSB-Thomas Härtel mit. „Der Jahn-Sportpark soll ein Ort der Bewegung für alle sein und bleiben, und genau in diese Richtung gehen auch die zukünftigen Planungen. Das ist eine Bereicherung für den Kiez und für die Sportmetropole Berlin insgesamt.“

Das sehen die Anwohner anders, für die der Park auch eine Erholungsfläche ist. „Die Bäume, nicht die Events sind die Visitenkarte des Parks (Park ohne Bäume ist wie Berliner ohne Schnauze)“, schreibt Kaminer. Der Erhalt des wertvollen Baumbestandes müsse auch zum Schutz des Stadtklimas und der Artenvielfalt bei allen Planungen hohe Priorität haben, sagt Alexander Puell vom Verein „Freunde des Mauerparks“. „​Bei allen weiteren Planungsschritten und Bauabschnitten müssen die Anwohner aktiv eingebunden werden.“

Kritik äußert Puell auch daran, dass die Planung für das neue 120-Millionen-Euro-Stadion von der Bürgerbeteiligung ausgenommen wurde. „Die Frage, ob ein neues Stadion in der geplanten Größe an diesem Standort sinnvoll beziehungsweise planungsrechtlich überhaupt möglich ist, muss geklärt werden, bevor das historische Stadion angerissen werden kann“, so Puell. „Diese wichtige Frage richtet sich an die gesamte Stadtgesellschaft, nicht nur an einen kleinen Kreis aus Sportverwaltung und Sportfunktionären. ​Wir werden diese Hinterzimmerpolitik nicht akzeptieren und uns aktiv für eine umfangreiche Bürgerbeteiligung auch beim Großen Stadion einsetzen.“ – Text: Christian Hönicke

Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

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