Sport
Veröffentlicht am 07.05.2020 von Christian Hönicke
Jahn-Stadion: Lompscher kündigt Beteiligung an. Nächste Runde im Streit um die Neugestaltung des Jahn-Sportparks: Für das Große Stadion soll nun doch ein Bürgerbeteiligungsverfahren durchgeführt werden. Bisher war das nicht vorgesehen, Abriss und Neubau sollten ohne Partizipationsverfahren vor der Umgestaltung des restlichen Geländes erfolgen. Doch nun geht Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) einen Schritt auf die kritischen Anwohnerinnen und Anwohner zu. Es solle im Rahmen des Realisierungswettbewerbs für das Stadion „Beteiligungsschritte geben“, ließ Lompscher mitteilen.
Dafür wurde der geplante Abriss des alten Stadions zunächst auf Pause gesetzt. Bisher war er von der Sportverwaltung für „Oktober/November 2020“ terminiert. Nun erklärte eine Sprecherin Lompschers, einen konkreten Termin für den Abriss des Stadiums gebe es noch nicht. Auch die umstrittenen Baumfällungen auf dem Wall an der Eberswalder Straße wurden zunächst verschoben, bis das Ergebnis des baulichen Wettbewerbs vorliege und man sehen könne, was gefällt werden müsse. Lediglich Büsche sollen im Oktober schon einmal gerodet werden.
Damit reagierte Lompscher auf den Offenen Brief der Bürgerinitiative „Jahnsportpark“. Darin wird sie aufgefordert, „den selbst-gesteckten Zielen einer transparenten und frühzeitigen Bürgerbeteiligung“ gerecht zu werden. Sie müsse „unverzüglich“ mit den Anwohnern ins Gespräch kommen, „gerade aufgrund des von Ihnen festgestellten gesamtstädtischen Interesses“ am Areal. „Dafür sind die Planungen zum Abriss des Stadions und zum Abtrag des Trümmerschutthügels sofort zu stoppen. Gerade die umfangreichste und tiefgreifendste Baumaßnahme kann nicht ohne Bürgerbeteiligung, außerhalb des Bebauungsplanverfahrens und vor Klärung der künftigen Gestaltung im Rahmen eines Wettbewerbs erfolgen“, schreibt die Initiative.
Lompschers Verwaltung soll den Bau des Stadions für die Sportverwaltung übernehmen, die Eigentümerin des Jahn-Sportparks ist. Auch das Bebauungsplanverfahren für das Areals soll Lompschers Abteilung durchführen. Die Anwohnerinitiative kritisiert jedoch, dass insbesondere der Stadionneubau für 120 Millionen Euro ohne ausreichende Rechtsgrundlage anlaufen solle. Die Verfahrensschritte seien in die richtige Reihenfolge zu bringen, fordert die Initiative. Die Bürgerbeteiligung müsse „vor jeglicher Fällungs- oder Abrissmaßnahme erfolgen. Es kann nicht sein, dass gerade die gravierendsten Maßnahmen (…) vorab und ohne förmliche Bürgerbeteiligung stattfinden sollen.“
Die Senatorin als Verfechterin der Partizipation kommt nicht umhin, den Anwohnern hier Recht geben zu müssen. „Eine erfolgreiche Planung eines solchen Projektes kann selbstverständlich nur mit einer gut und transparent durchgeführten Bürgerbeteiligung erreicht werden“, teilt sie mit. Die Anwohner würden auch formal am Planungsverfahren beteiligt. Lompscher muss nun in Rekordzeit die bisher von der Sportverwaltung ignorierten Anwohner einbinden. Wie das das genau geschehen soll, werde derzeit erarbeitet.
In der Sache bleibt Lompscher jedoch hart: Der Stadionneubau als solcher steht nicht zur Diskussion. Sie verweist dabei auf die Sportverwaltung, die zum Schluss kam, „dass ein Umbau des Stadions den aktuellen Bedarf nicht deckt und daher unwirtschaftlich ist. Zudem entspricht das große Stadion nicht den aktuellen Bauvorschriften und hält teilweise auch nicht die Mindeststandards an Sicherheitsanforderungen ein“. – Text: Christian Hönicke
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