Sport

Veröffentlicht am 23.07.2020 von David Joram

Neubau oder doch „nur“ Umbau? Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll wesentlicher Teil des neuen inklusiven Sportparks werden. Ein Neubau, vorangetrieben von Sportsenator Andreas Geisel (SPD), schien bislang unumgänglich – gerade um die inklusiven Vorgaben zu erfüllen. Doch es regt sich Widerstand. Die Grünen-Abgeordnete Nicole Ludwig, Sprecherin für Wirtschaft und Sport, fordert eine zweite Studie, in der ein Stadion-Umbau geprüft werden soll.

Frau Ludwig, wie gut verstehen Sie sich mit Innen- und Sportsenator Andreas Geisel? Gut, nur in der Sache sehen wir die Dinge ein bisschen anders.

In der Sache geht es um die Frage, ob das Stadion im Jahnsportpark neu- oder umgebaut werden soll. Herr Geisel ist pro Neubau, Sie sehen das kritisch. Wir haben dasselbe Ziel, nämlich einen inklusiven Jahnsportpark, das steht außer Frage. Aber ob es dafür einen Stadion-Neubau braucht? Das würde ich gerne nochmal anhand einer zweiten Studie überprüfen lassen. Bisher wurde das nicht sehr intensiv geprüft.

Eine erste Studie – pro Neubau – stammt aus dem Jahr 2014. Warum haben Sie nicht früher auf eine zweite Studie gedrängt? Ich bin leider erst seit 2018 für den Sport zuständig, aber es stimmt schon: Man hätte früher intervenieren können. Das Thema in dieser Form konkret anzugehen war jedoch auch erst mit den Haushaltsberatungen 2020/2021 möglich.

Besteht nun nicht die Gefahr, dass sich das Projekt durch eine zweite Studie weiter verzögert? Herr Geisel will den Sportpark bis 2023 realisiert wissen. Nein, das denke ich nicht. Und das darf auch keine Ausrede dafür sein, dass man sich mit einem möglichen Umbau-Szenario nicht beschäftigt. Zumal eine Fertigstellung 2023 sowieso keine realistische Option ist, das wissen alle, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ich warne davor, nun auf die Schnelle die Planung voranzutreiben – es sollten alle Optionen genau geprüft werden.

Die Sportverbände, allen voran der Landessportbund Berlin (LSB), drängen auf einen Neubau. Wie begegnen Sie denen? Es wurde allen suggeriert, dass ein inklusiver Sportpark nur mit einem Stadion-Neubau zu realisieren sei. Und jetzt reagieren alle etwas panisch, weil sie fürchten, das gesamte Projekt sei doch nicht gewollt. Da will ich klar betonen: Natürlich wollen wir Park und Stadion haben, am Ziel besteht kein Zweifel. Wenn dieses Ziel aber mit einem Umbau auch machbar ist und man auch finanziell besser davonkäme, würde ich diese Option bevorzugen. Das wäre aus ökologischen und historischen Gründen besser.

Geht es Herrn Geisel auch ums Prestige, den ein Neubau eher als ein Umbau verspräche, während die Grünen die Pragmatiker geben müssen? Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass allein das Stadion den neuen Park ausmacht. Es ist vielleicht das Sahnehäubchen des Parks, aber größtenteils würden die Aktivitäten rund um das Stadion stattfinden. Herrn Geisel will ich im Übrigen kein Prestigedenken unterstellen. Er will das Projekt eben vor der nächsten Wahl fertig kriegen, was ich total verstehe. Und das wollen wir auch, egal ob Grüne oder Linke, wir sind keine Bremser. Nur sollte niemand vorschnell einem ersten Urteil erliegen. Wenn etwas Altes erhaltenswert ist, dann kann man darauf auch stolz sein.

Sie sagen, bis 2023 sei das Projekt nicht fertig zu kriegen – wann denn dann? Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Mal angenommen, es käme nochmal eine Corona-Welle oder andere Unsicherheiten – dann merken wir schnell, wie plötzlich auch Lieferketten zusammenbrechen können.

120 Millionen Euro soll ein Neubau kosten, 14 Millionen der Abriss des neuen Stadions – und trotzdem sagt SPD-Sportexperte Buchner, dass ein Umbau teurer werden kann. Wollen Sie dann trotzdem resistent bleiben? Mir liegen keine Fakten vor, deshalb kann ich das nicht beurteilen. Natürlich könnte es dann teurer werden, muss aber nicht so sein. Das ist also Spekulation.

Ein gutes Zeichen wäre es allerdings nicht, würde man für inklusive Sportlerinnen und Sportler lediglich ein Update zum bisherigen Zustand vornehmen. Wenn eine Studie ergeben würde, dass nur das Nötigste für die Aktiven übrig bliebe, wäre ich gegen einen Umbau. Wir wollen ein Leuchtturm für inklusiven Sport sein! Sollte ein Umbau das nicht hergeben, favorisiere ich einen Neubau.

Die Fragen stellte David Joram.

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+++ Dies ist ein Text aus dem Tagesspiegel-„Leute“-Newsletter für Pankow. Weitere Themen dieser Ausgabe:

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