Sport
Veröffentlicht am 03.12.2020 von Christian Hönicke
Freizeitpark oder Bauruine? Bezirk und Investor rangeln um Zukunft des höchsten Berliner Bergs. Was tut sich eigentlich beim „Freizeitpark Arkenberge“? Am Fuße des höchsten Berliner Bergs (der aus einer Mülldeponie auf inzwischen 121,9 Meter in die Höhe gewachsen ist) soll ja eine Sport- und Ausflugslandschaft entstehen, Planungen dazu gibt es seit geraumer Zeit. Aber irgendwie tut sich nichts. Der SPD-Abgeordnete Torsten Hofer hat mal bei der Senatsumweltverwaltung nachgefragt. Dort weiß auch nicht mehr als das hier: Es solle ein „Erholungsschwerpunkt für die Berliner Bevölkerung entwickelt werden“: „Ein Freizeitpark (Erlebnispark, Themenpark, Sportpark) als touristischer Anziehungspunkt ist nicht geplant.“
Deshalb erkundigte man sich beim Pankower Bezirksamt. Das Ergebnis: Das Projekt liegt weiter auf Eis, weil es zentrale ungelöste Fragen gibt. Zwar liegt seit März 2018 ein Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplans „für einen Freizeit- und Naturerlebnispark“ vor. Doch bisher sei noch kein „generelles Einvernehmen“ mit dem Investor hergestellt worden, so Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Eingereicht hat den Antrag die Heim-Gruppe, der die ehemalige Baustoffdeponie gehört. Rund um den künstlichen Müllberg will sie eine Matten-Ski-Halle, ein großes Bungalowdorf, ein Strandbad und eine Panorama-Aussichtsanlage auf dem Gipfel samt Gastronomie für Hochzeiten, Events und Kongresse errichten. Das alles soll täglich bis zu 1500 Besucher anlocken. Die Pläne wurden Anfang 2019 in der Pankower BVV vorgestellt. Die Reaktionen waren geteilt. Die Grünen lehnen die Pläne als „überdimensioniert“ ab, auch die SPD zeigte sich kritisch, die CDU begrüßt das Projekt dagegen.
Dennoch hält die Heim-Gruppe an ihren Planungen fest. „Wir arbeiten seit vier Jahren an dem Konzept“, sagt Bernd Hartmann. Der Projektberater der Heim-Gruppe kritisiert, dass sich im Bezirksamt seit zwei Jahren nichts bewegt. Zwar verstehe er, dass etwa Wohnbauprojekte vom Bezirksamt als wichtiger eingestuft werden. „Aber unser Wunsch ist, dass wir nun auch mal auf der Prioritätenliste nach oben rutschen und der Bebauungsplan aufgestellt wird.“
Im Bezirksamt sieht man dazu keinen Anlass. „Grundlegende Fragestellungen“ seien noch nicht beantwortet, so Kuhn. Grundsätzlich sei die Bebauung einer ehemaligen Deponie „nicht unproblematisch“. Das Bezirksamt fürchtet statische Probleme durch Hohlräume und den Austritt von Schadstoffen. Der Baugrund müsse deswegen umfangreich untersucht werden.
Auch gegen die Schaffung einer Badestelle hat das Bezirksamt Vorbehalte. Auf dem Areal befinden sich zwei Gewässer: der Kiessee und der Biotopsee Arkenberge. Der Biotopsee steht als Teil des Landschaftsschutzgebiets (LSG) Blankenfelde nicht zur Diskussion, im größeren Kiessee ist das Baden – auch wenn sich nicht alle daran halten – offiziell verboten. Das soll sich nach dem Willen der Heim-Gruppe ändern, die hier ein Strandbad plant. „Inwieweit diese Nutzung grundsätzlich möglich ist, wird derzeit geprüft“, so Kuhn.
Kuhn verweist außerdem darauf, dass „nachhaltige Lösungen für die Verkehrsproblematik noch ausstehen“. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre der Freizeitpark aktuell praktisch nicht erreichbar. Zwar führt die S-Bahnlinie 8 direkt daran vorbei, und es gibt auch die Idee, dort einen weiteren Bahnhof zu bauen. Doch der ist noch in weiter Ferne, das räumt auch Bernd Hartmann ein. Zur Bewältigung des Besucheransturms habe man aber 1400 Autoparkplätze eingeplant.
Auch die anderen Probleme sind nach Hartmanns Ansicht längst gelöst. So habe etwa die Beprobung des Kiessees seine Badetauglichkeit bereits ergeben, „wir führen Anfang 2021 noch einmal eine weitere Probe durch“. Der Badesee sei ohnehin optional: „Unser Konzept wäre auch ohne S-Bahnhof und Badesee wirtschaftlich tragfähig.“
Anders sieht das bei der Bebauung der Deponie mit Gebäuden aus – die technische Markbarkeit ist laut Hartmann jedoch schon durch ein Gutachten nachgewiesen worden. „Ich habe Verständnis dafür, dass man im Bezirksamt kritisch nachfragt“, sagt Hartmann. „Das ist ein großes Projekt, niemand will hier eine Bauruine verantworten.“ Man wünsche sich aber nun, in die konkrete Planung „auf unserem eigenen Gelände“ einsteigen zu können, statt immer wieder neue Formulare einreichen zu müssen. – Text: Christian Hönicke
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