Sport
Veröffentlicht am 05.08.2021 von Christian Hönicke
Neubau, Umbau oder zwei Stadien? Senat zeigt Entwürfe zur Umgestaltung des Jahn-Sportparks. Die ersten Zwischenentwürfe für die Neugestaltung des Jahn-Sportparks sind da. Sie sind online hier einseh- und bewertbar und wurden am Mittwochabend auf dem Parkplatz vor dem Stadion an der Eberswalder Straße der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die knapp 70 Jahre alte Arena umgebaut oder abgerissen wird.
Der Sportpark in Prenzlauer Berg soll für etwa 200 Millionen Euro komplett umgestaltet werden. Ursprünglich sollte dabei das Große Stadion aus DDR-Zeiten zugunsten eines 120 Millionen Euro teuren Neubaus weichen. Nach einer scharfen Debatte und der Intervention der ehemaligen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wird nun auch der Erhalt des Stadions in einem städtebaulichen Werkstattverfahren offiziell geprüft.
Dabei arbeiten Planungsteams im Auftrag des Senats drei unterschiedliche Gestaltungsszenarien aus. Für das Szenario 1 (Stadionabriss und -neubau an derselben Stelle) entwickelte das Team „Yellow Z Berlin/Holzwarth Landschaftsarchitektur“ gleich zwei Varianten. Die erste sieht einen breiten „Boulevard“ in der Mitte des Sportparks vor, „als Funktionsraum für Vereinssport und Verwaltungsnutzungen sowie als breiter, offener Durchgang für die öffentliche Nutzung und barrierefreie Erschließung des Stadions“. Das neue Stadion soll dann direkt an die Stelle des alten treten.
Die zweite Abriss-Variante heißt „Örtliche Mitte“, zu der ein zentraler Platz gehört – „um dem Park ein pulsierendes Herz zu geben, das von einer Ansammlung von Sportanlagen und Verwaltungsgebäuden umgeben ist“. In dieser Variante soll das neue Stadion nach Süden näher an die Eberswalder Straße herunterrücken und leicht gedreht („asymmetrisch“) errichtet werden. Ob der jetzige Stadionwall mit der denkmalgeschützten Hinterlandmauer im Falle eines Abrisses erhalten werden kann, ist noch unklar.
Das zweite Szenario sieht den Erhalt und inklusionsgerechten Umbau des „Großen Stadions“ aus DDR-Zeiten vor. Dafür entwickelte das Team „weberbrunner berlin / Herwarth + Holz / Landschaft planen+bauen“ einen ersten Plan. Die Haupttribüne als „architektonische Sport-Ikone Berlins“ soll „behutsam“, die restlichen Zuschauerränge dagegen „umfassend“ umgestaltet werden. Es gibt nach dieser Idee dann eine komplette Überdachung für alle Tribünen, zudem wird das Stadion mit von außen angebrachten Aufzügen barrierefrei. Im restlichen Sportpark ist ebenfalls ein öffentlicher „Boulevard“ auf der Linie der bisherigen Wegeführung vorgesehen. Der „Parkcharakter“ soll gestärkt werden, an den Randzonen sind „wohnortnahe Spiel-, Fitness- und Grünangebote“ geplant.
Am spannendsten – und vermutlich kontroversesten – ist das Szenario 3: der Erhalt von Teilen des alten Stadions und der gleichzeitige Bau einer neuen Arena direkt daneben. Dieses Ziels haben sich „Octagon Architekturkollektiv/Albert Wimmer/Querfeldeins“ angenommen. Ihre Zwischenlösung: Die „historisch gewachsenen Relikte“ wie die Haupttribüne, die Lichtmasten und der Wall an der Hinterlandmauer sollen stehen bleiben, der Rest des Stadions abgerissen werden.
Der Neubau könnte dann östlich des derzeitigen Stadions entstehen – etwa dort, wo heute die Umkleidekabinen und die Volleyballfelder sind. Letztere wandern in den Innenraum des alten Stadions auf eine „Sportwiese“ mit umgebender Laufbahn. Generell müsste der Jahn-Sportpark bei dieser Variante am stärksten umgestaltet werden.
Die Entwürfe werden nun nach den Anregungen der Bürgerschaft weiter verfeinert. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen soll eine Entscheidung für eine der drei Varianten noch vor den Wahlen in dieser Legislaturperiode im September getroffen werden.
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