Kiezgespräch
Veröffentlicht am 06.09.2018 von Christian Hönicke
Mauerpark goes California. Damit noch einmal zurück in den Mauerpark. Oder besser: ins „Mauerpark“. So heißt das deutsch-amerikanische Café, das demnächst in San Franciscos Szeneviertel Castro eröffnen wird. Salome Buelow will so ein Stück Berlin nach Kalifornien holen. Die 29-Jährige stammt aus einer deutschen Familie und vermisst in den USA vor allem deutsches Essen.
Frau Buelow, kennen Sie den echten Mauerpark in Berlin? Ja. Ich bin zwar 1989 in Kalifornien geboren, stamme aber aus einer deutschen Familie. Meine Eltern sind aus Karlsruhe, sie zogen kurz vor meiner Geburt hierher. Alle meine anderen Verwandten leben weiter in Deutschland, in Berlin, Ulm, Stuttgart, Karlsruhe, und Heidelberg. Wir sind oft zu Besuch.
Wann waren Sie zuletzt in Berlin? Im Februar. Da habe in Trödelläden viel Nippes und Vintagestücke für die Café-Einrichtung gekauft. Alte Blechschilder, Landkarten, Postkarten, Bierkrüge und Likörflaschen. 2009 habe ich für mein Studium sogar das ganze Sommersemester in Berlin verbracht.
Wo haben Sie gelebt? In einer Studentenwohnung in Kreuzberg, gemeinsam mit anderen Studenten aus New York. Ich war oft in Moabit, meine Tante lebt dort, und auch ein paar Mal im Mauerpark. Auf dem Flohmarkt und abends mit Freunden – da haben wir uns die Mauer angeguckt und mit einem Picknick und Bier den Sonnenuntergang gemeinsam mit Berlinern und Touristen genossen.
Und warum benennen Sie Ihr Café danach? Ist der in den USA so berühmt, wie wir hier glauben? Nein, hier kennt ihn noch kaum jemand. Ich habe einfach lange nach einem deutschen Namen für mein Café gesucht, den man auch in Englisch aussprechen kann. Das Wort „Mauer“ hört sich Deutsch an und ist leicht auszusprechen. Es geht mir aber auch um mehr. Nach der letzten Wahl war ich sehr betroffen. Die USA dürfen keine Mauer bauen, Geschichte darf sich nicht wiederholen. Für mich ist der Mauerpark ein Symbol einer mauerlosen Gesellschaft.
Wie meinen Sie das? Er ist einerseits ein Denkmal für eine traurige, gefährliche Zeit in der deutschen Geschichte. Andererseits ist er heute auch ein Ort des Zusammenkommens für alle Menschen. Also war „Mauerpark“ geboren, das deutsch-amerikanische Café. Ich will es Mitte September eröffnen.
Und mit welchen Leckereien wollen Sie zum Völkerverständnis beitragen? Ich will warme Mittagsgerichte wie Knödel, Spätzle und Maultaschen anbieten, aber auch Donauwelle, Laugenbrötchen und Bier. Ich vermisse hier oft das deutsche Gebäck, das war der Hauptgrund dafür, ein eigenes Café zu eröffnen.
Fangfrage: Wird es im Mauerpark auch „Berliner“ geben? Wir werden natürlich „Pfannkuchen“ schreiben. Aber „Berliner“ wird zumindest drunterstehen, das ist außerhalb Berlins einfach bekannter.
Das „Mauerpark“-Café eröffnet in der Church Street 500 in San Francisco. Mehr Infos hier.