Kiezgespräch
Veröffentlicht am 21.03.2019 von Christian Hönicke
Neuer DDR-Hochhausbau am Thälmann-Park? Im Thälmannpark in Prenzlauer Berg könnten demnächst zwei neue Hochhäuser entstehen. Investor Christian Gérôme möchte dort auf dem ehemaligen Güterbahnhof Greifswalder Straße 600 Wohnungen errichten. Der Bezirks hat ihm dafür bisher keine Baugenehmigung erteilt – doch dieser Beschluss gerät nun ins Wanken.
Zwar lehnte das Berliner Verwaltungsgericht in seinem Urteil vom 29. November Gérômes Pläne ab, einen Wohnhausriegel entlang der Ringbahn zu errichten. In seiner Begründung verwies das Gericht dabei jedoch darauf, dass für die Fläche westlich der Greifswalder Straße der § 34 des Baugesetzbuchs greift. Wenn sich dabei die geplante Bebauung „nach Art und Maß (…) in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt“, darf sie seitens der Genehmigungsbehörde nicht versagt werden.
Der geplante Wohnriegel füge sich nicht in das „allgemeine Konzept des sozialistischen Wohnkomplexes“ mit den benachbarten beiden Punkthochhäusern ein, urteilte das Gericht. Zu diesem Konzept gehöre es, Wohngebäude „aus wirtschaftlichen Gründen in die Höhe zu bauen“ und großzügige Freiflächen drumherum zu schaffen, lautete die Begründung.
Gérôme hat daraufhin nach Tagesspiegel-Informationen weitere Bauanträge eingereicht. Darunter auch einen, der den Bau von zwei Punkthochhäusern vorsieht, die sich wie gefordert in die direkte Nachbarschaft einfügen sollen. Über die Anträge muss jetzt das Bezirksamt entscheiden. Das Areal ist auch im neuen Berliner Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030 aufgelistet, für eine Bebauung mit bis zu 1000 Wohnungen.
Um die Fläche wird seit dem Erwerb durch Gérôme vor neun Jahren gerungen. Eine Anwohnerinitiative wehrt sich gegen eine Bebauung, sie führt den Denkmalschutz im Park, den kontaminierten Boden und die Unterbrechung der Kaltluftschneise als Argumente an. Gérôme wirft dagegen insbesondere der Linkspartei vor, die Bebauung aus wahltaktischen Gründen zu verhindern. Sie wolle den traditionellen Linken-Wahlbezirk nicht verlieren. Als Zwischennutzung haben sich eine In-Location („Von Greifswald“) in der Bahnhofsbaracke und ein alternativer Kulturverein, der Metallkunst herstellt, angesiedelt.