Kiezgespräch

Veröffentlicht am 11.04.2019 von Christian Hönicke

Ärger um Dogwalker in Parks. Immer wieder kommt es in Pankow zum Clash zwischen Hunden und der Natur. Das Ordnungsamt sieht sich wegen des Personalmangels nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Seit einiger Zeit hat sich die Lage sogar noch verschärft: durch professionelle „Dogwalker“, die gewerblich mit Hunden Gassi gehen. Sie führen oftmals ganze Rudel in die Parks und Grünanlagen, die sie dann häufig frei laufen lassen. Die Hunde stacheln sich häufig gegenseitig an, zerwühlen die Grünanlagen und jagen gemeinsam teilweise streng geschützte Wildtiere. Hotspots sind das Landschaftsschutzgebiet rund um die Arkenberge, die Karower Teiche, aber auch naturnahe Grünanlagen wie der Park am Weißen See, wo es immer wieder zu Hundeangriffen auf die Schwäne kommt.

Viele dieser Verstöße hat der Umweltschützer Jürgen Erdmann dokumentiert. Seine Fotosammlung verwüsteter Vogelnester in Schutzgebieten hat inzwischen ein großes Ausmaß angenommen. Auf seine Anfrage hin erklärte das Pankower Bezirksamt jedoch 2016, dass dem Dogwalken in geschützten Grünanlagen „nichts entgegensteht“, solange nicht gegen das Grünanlagengesetz oder das Hundegesetz verstoßen wird. Hunde müssten lediglich angeleint werden, ob es sich um gewerbliches oder privates Gassigehen handele, sei dabei „völlig unerheblich“.

Das sieht die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz anders. Sie erklärte auf Erdmanns Nachfrage im Mai 2018, dass schon das Dogwalken in Parks an sich einen Verstoß darstellt: „Das sog. ‚Dogwalken‘ ist dann eine gewerbliche Tätigkeit, wenn die Tätigkeit tatsächlich im Rahmen eines angemeldeten Gewerbes ausgeübt wird.“ Die Benutzung von Parks für gewerbliche Tätigkeiten entspreche nicht dem Gemeingebrauch der Anlagen und sei daher „gemäß § 6 Absatz 5 Grünanlagengesetz genehmigungspflichtig“. Die Genehmigung müsse im Einzelfall vom Bezirksamt erteilt werden.

In der Theorie richtig, sagt Pankows Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt und Naturschutz Daniel Krüger (parteilos/für AfD): „Aber es ist in der Praxis schwer zu kontrollieren. Wie soll man ein Gewerbe nachweisen?“ Erdmann erklärt, dass die Dogwalker durch ihre Kleinbusse mit Firmenaufklebern gut erkennbar seien. Die wachsende Dringlichkeit der Problematik immerhin erkennt auch Krüger: „Das wird in Berlin noch zunehmen, man muss sich über den Umgang damit Gedanken machen.“

Auch private Hundeschulen würden immer wieder kostenpflichtige Trainings und andere Events in öffentlichen Grünanlagen veranstalten, die etwa via Facebook beworben würden, sagt Erdmann. Zwar habe dies Pankows Bezirksamt offiziell untersagt, doch das Verbot werde praktisch nicht kontrolliert.

Eine Verbesserung der Lage erhofft sich Krüger durch die Einführung von Parkrangern. Derzeit sei das Straßen- und Grünflächenamt dabei, diese zu rekrutieren. Ein Teil des Problems sei aber auch, „dass wir im Bezirk keine Hundeauslaufgebiete haben, die den Namen wert sind“. Auch dort müsse man ansetzen.

Bis dahin heißt es: aussitzen. Wie derzeit mit Dogwalkern umgegangen werde, verdeutliche ein Beispiel von vor drei Jahren am Weißen See (siehe Namen & Neues), so Erdmann: Er rief die Polizei, die nahm einen Vorgang wegen der unangeleinten Hunde auf. Für alles Weitere verwies man ans Ordnungsamt, das aber auf Nachfragen bis heute nicht reagiert habe, sagt Erdmann: „Immer wieder sehe ich den Dogwalker dort, und seine Hunde, wie sie die Schwäne jagen.“