Kiezgespräch
Veröffentlicht am 30.01.2020 von Christian Hönicke
Senat gegen Seilbahnen in Pankow. Schwebende Gondeln zur Lösung der Verkehrsprobleme und zur Erschließung neuer Wohnquartiere – diese Idee brachte Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) vor zwei Wochen ins Spiel. Doch die Senatsverkehrsverwaltung hält davon nichts. Ihr Urteil fällt eindeutig aus: Seilbahnen würden die Kriterien des Berliner Nahverkehrsplans nicht erfüllen, teilte uns eine Sprecherin auf Nachfrage mit.
Am Montag hatte Benn zu einem Vortrag des Verkehrswissenschaftlers Heiner Monheim geladen. Der stellte den Einsatz von Seilbahnen in Städten positiv dar. „Die Veranstaltung hat mich darin bestärkt, dass die Seilbahn Teil einer Verkehrslösung für den Nordosten sein kann“, so Benn. „Sie eignet sich sowohl als Ergänzung bestehender Planungen zu Verkehrslösungen als auch als Pionierverkehrsträger oder Brückentechnologie bis Straßenbahn- oder andere Lösungen baulich realisiert sein können, da sie minimalinvasiv in den Stadtraum eingreift und im Vergleich zu anderen Systemen sehr schnell errichtet werden kann.“ Den Vortrag hörte sich auch Staatssekretär Jens-Holger Kirchner (B‘90/Grüne) an, der sich laut Benn für die Initiative bedankte.
Die Senatsverkehrsverwaltung dagegen war nicht auf dem Termin vertreten. Aus gutem Grund: Sie hält Seilbahnen im Berliner ÖPNV für wenig sinnvoll. Die Bahnen könnten zwar zur Überwindung von großen Höhenunterschieden oder Flüssen eingesetzt werden: „Bei einem innerstädtischen Einsatz zeigen sich hingegen die Nachteile deutlich.“ Seilbahnen seien „Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die meist nur wenige Umsteigemöglichkeiten bieten“. Dazu seien sie langsamer als Trams und der Gondeleinstieg sei nicht barrierefrei machbar. Und weiter: An jeder Station müsse Personal vorhanden sein, Fahrgäste mit Höhen- oder Platzangst seien von der Nutzung ausgeschlossen. Außerdem: „Der Betrieb muss ab bestimmten Windgeschwindigkeiten eingestellt werden.“
Auch beim Thema Realisierbarkeit widerspricht die Verkehrsverwaltung dem Pankower Bürgermeister. Der Bau einer Seilbahnstrecke gehe nicht scheller als der einer Tramlinie. Sondern sei im Gegenteil sogar „mit erheblichen Investitionen verbunden“, weil beim „Überfliegen“ die Rechte der jeweiligen Grundstückseigentümer berührt würden – ähnlich wie beim Unterfahren durch eine U-Bahn. Auch für die Erschließung neuer Wohnquartiere wie dem „Blankenburger Süden“ kommen Seilbahnen laut Verkehrsverwaltung daher nicht in Frage. „Die Untersuchung zeigt, dass die Straßenbahn hier das geeignetste Verkehrsmittel darstellt.“ – Text: Christian Hönicke
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Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de
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