Kiezgespräch

Veröffentlicht am 24.03.2022 von Christian Hönicke

Erste Aktion in Niederschönhausen: Initiative pflanzt Mini-„Kiezwald“ – und sucht weitere Standorte. Während Pankows Bezirksamt öffentliches Straßenland als größtenteils „suboptimal“ für Bäume ansieht und abgeholzte Bäume nicht ersetzt, will eine private Initiative die Stadt auf eigene Faust aufforsten. Die Initiative heißt „Kiezwald“ und will genau das – kiezige Wälder auf öffentlichen Grundstücken pflanzen.

Der erste „Kiezwald“ wurde nun auf dem Gelände des Max-Delbrück-Gymnasiums in Niederschönhausen angelegt. Am 12. März wurden auf dem Schulhof 260 neue Bäume gepflanzt. „Schon tennisplatzgroße Kleinwälder ermöglichen eine reiche Biodiversität, mit dem Potenzial, über 500 Tier- und Pflanzenarten innerhalb der ersten drei Jahre zu beherbergen“, teilt der Verein auf seiner Website mit. „Die gemeinsame Planung, Anlage, Pflege und Beobachtung lässt uns Kiezbewohner zusammenwachsen.“

Hinter „Kiezwald“ stehen die Anwohnerinnen Simone Grünwald, Nadine Degenhardt und Kristina Schmygarjew. „Unser Verein hat sich letztes Jahr aus einer Bürgerinitiative gegründet“, erklärt  Schmygarjew. Aktuell habe der Verein zehn Mitglieder, Tendenz steigend. Das „Kiezwald“-Projekt basiert auf dem Tiny-Forest-Konzept: Es beinhaltet die Pflanzung kleiner Wälder in der Größe eines Tennisplatzes aus heimischen Baumsorten. „Das sind schnell aufgebaute Ökoysteme“, sagt Schmygarjew. „Das wächst unglaublich gut.“ Dabei arbeitet „Kiezwald“ unter anderem mit der Organisation Earthwatch zusammen, die das Konzept in England betreibt.

Der „Kiezwald“-Verein hat seinen Sitz in Wedding, „aber wir arbeiten in allen Stadtteilen, wo es freie Flächen gibt“, sagt Schmygarjew. Allerdings: „An öffentliche Flächen zu kommen, ist quasi utopisch.“ Meist seien es Schulen oder andere Einrichtungen wie Kindergärten, die Flächen zur Bepflanzung zur Verfügung stellten.

Die nächste Idee sei es aber nun, eine öffentliche Fläche in der Umgebung in Niederschönhausen zu bewalden. „Das ist das Nordenddreieck an der Dietzgenstraße, wo derzeit vorwiegend Rasen ist“, sagt Schmygarjew. Auf einem Teil der Fläche hofft der Verein, Bäume einsetzen zu können. „Dazu wollen wir demnächst einen Antrag beim Grünflächenamt stellen.“

Dass das angesichts der mangelnden Ressourcen im Bezirk nicht so einfach wird, ist Schmygarjew bewusst. Denn jeder Baum kostet etwas, auch wenn andere ihn pflanzen – er muss schließlich gepflegt werden. Das Ziel sei daher, „dauerhafte, vertrauensvolle Beziehungen zu den Grünflächenämtern“ herzustellen und Verträge mit ihnen abzuschließen, um die Pflege und das Monitoring der Bäume zu sichern. „Wir entwickeln eigenständig ein Pflege- und Nutzungskonzept“, sagt Schmygarjew. Auch das leidige Thema „Verkehrssicherheit“ spiele zunächst einmal keine Rolle: „Wir pflanzen ja nur Setzlinge, die gerade einmal zwei Jahre alt sind.“

Wer sich am Projekt beteiligen will, kann mit Spenden zu weiteren Kiezwäldern beitragen. Mehr Infos dazu gibt es hier.