Nachbarschaft

Veröffentlicht am 02.11.2017 von Ulrike Scheffer

Bärbel Stolz wurde als Prenzlschwäbin zum Youtube-Star. Irgendwann wollte sie der selbst geschaffenen Rolle entfliehen und zog nach Kreuzberg. Lange ausgehalten hat sie es dort aber nicht, wie sie jetzt meinem Kollegen Robert Klages bei einem Kiezspaziergang am Helmholtzplatz erzählte.

Wie aus Bärbel Stolz die Prenzlschwäbin wurde. Als Bärbel Stolz vor 20 Jahren nach Prenzlauer Berg kam, tat sie zunächst alles, um nicht als Schwäbin erkannt zu werden. Sie lernte fleißig Hochdeutsch und gab sich als Kielerin aus. Denn ihr Dialekt war für sie der Inbegriff von Provinzialität und Spießigkeit. Doch irgendwann merkte sie, dass Berlin letztlich genauso provinziell ist wie ihre Heimat, und machte aus dem vermeintlichen Makel ein Programm. Sie erschuf die Prenzlschwäbin, eine Bio-Übermutter, die ihre Kinder nach dem Klarinetten- noch zum Mandarinunterricht schickt und stets ihren eigenen Nachfüllbecher dabei hat, um sich unterwegs einen „Smoothie to go“ abzufüllen.

Erfolg bis zur Selbstaufgabe. Mit ihren Youtube-Clips wurde Bärbel Stolz weltweit bekannt. Auch aus den USA hat sie schon Fanpost erhalten. Nun gibt es zusätzlich ein Buch und ein Hörbuch der Prenzlschwäbin. Doch Erfolg macht nicht immer glücklich: „Ich habe das Gefühl, ich bin mein eigenes Klischee geworden“, sagte Stolz beim Kiezspaziergang. Der Wegzug nach Kreuzberg stimmte sie allerdings ebenfalls nicht froh. Seit fast einem Jahr wohnt sie daher wieder im Helmholtzkiez. Dass sie dort noch einmal eine Wohnung finden würde, hätte sie anfangs gar nicht gedacht. Doch als Prenzlschwäbin hat sie schließlich so ihre Beziehungen.

Kann sie auch mehr als Schwäbin? Allerdings, denn Stolz ist Schauspielerin und spielt demnächst in der von Warner Brothers produzierten Serie „Hipster“ mit. Darin wird sie Burble heißen, quasi Bärbel auf Hipster. In der Show spricht sie kein Schwäbisch, sondern Isländisch. Nicht, weil Burble aus Island stammt, sondern weil sie diesen Dialekt so exotisch findet. „Hipster“ spielt ebenfalls in Berlin, wird aber wohl auch in den USA und England laufen.

Foto: Agnieszka Budek

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-u.scheffer@tagesspiegel.de