Nachbarschaft

Veröffentlicht am 04.01.2018 von Christian Hönicke

Elias Schockel, 16, spielt ab Montag eine Woche lang eine deutsche Legende: Johannes Pfeiffer aus der „Feuerzangenbowle“.

Das Rosa-Luxemburg-Gymnasium an der Kissingenstraße inszeniert den Romanstoff von Heinrich Spoerl als Musical, mit dem gebürtigen Pankower in der Hauptrolle. Komponiert hat die 23 Stücke der Musik-Fachbereichsleiter der Schule, Burkhard Fabian, der auch die begleitende Big Band „Große 7“ leitet. Weitere Aufführungstermine und Infos

Elias, am Montag um 18.30 Uhr ist die Premiere Eures Musicals. Schon aufgeregt? Es geht. Das ist zwar meine erste Hauptrolle. Ich habe aber schon Auftrittserfahrung gesammelt und auch Text gesprochen. Es macht mir Spaß, auf der Bühne zu stehen.

Wie kam es dazu, dass Du Johannes Pfeiffer spielst? Unser Musiklehrer Burkhard Fabian hat mich gefragt. Ich kannte den Film mit Heinz Rühmann, aber da sind die Leute eher einfach gestrickt. Als ich mich dann mit dem Buch beschäftigt habe, habe ich gemerkt, es steckt hinter jedem Charakter eine Geschichte, da kann man viel mehr erzählen. Das hat mich gereizt.

Kannst Du überhaupt noch etwas mit der Welt der autoritären Schule in der „Feuerzangenbowle“ anfangen? Diese Welt kennen wir vielleicht nicht mehr so, aber zumindest erkennen wir sie wieder. Man findet Anknüpfungspunkte. Natürlich sind die Lehrer dichter an den Schülern dran als in den 20ern oder 30ern. Aber diese Lehrerpersönlichkeiten, die alle ihre eigenen Marotten haben, die findet man auch heute noch. Bestimmt auch später im Studium bei den Professoren.

Spielt Ihr den Lehrern noch Streiche? Das gibt es vielleicht noch, aber ich habe davon jetzt nicht unbedingt etwas miterlebt. Man will ja was lernen in der Schule. Vielleicht gibt es aber auch nur an unserer Schule so wenig Streiche.

Die Musik orientiert sich an der Entstehungszeit des Romans: früher deutscher Swing. Welche Musik hörst Du privat? Jazz, Swing, Klassik, Romantik, je nach Stimmung. Ich bin auch ein riesiger Fan der Comedian Harmonists. Aktuelle Mainstream-Musik ist nicht so meins, sie ist meist ohne Liebe komponiert, es steckt selten eine Geschichte dahinter. Es interessieren sich durchaus viele in meinem Alter für Jazz oder Romantik – jedenfalls in meinem Umfeld.

Wie kamst Du zu Deiner Musik? Ich wurde musisch erzogen. Mit vier bin ich in den Staats- und Domchor eingetreten, da haben wir hauptsächlich klassische Musik oder Barock. Ich wollte einen musikalischen Ausgleich, darum bin ich dann in die Schulband eingetreten, die auch Jazz spielt.

Das klingt nach Musterschüler. Spielst Du gern zur Abwechslung den Lausbuben Pfeiffer? Ja. Es macht mir unglaublich viel Spaß, eine Rolle zu spielen, die ich selbst nicht bin. Das gibt mir viel Freiraum, den ich sonst nicht habe. Ich habe mir ganz viele Gedanken gemacht, wie ich ihn spielen will. Manchmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich den Pfeiffer aus dem Film imitieren will. Dann habe ich extra versucht, etwas Anderes zu machen.

Möchtest Du die Musik zum Beruf machen? Ich habe darüber schon nachgedacht, aber bisher noch keinen Entschluss gefasst. Das Singen ist mein Leben. Aber ich glaube, wenn man sein Hobby zum Beruf macht, ist das mit sehr viel Stress verbunden. Dann ist vielleicht das Singen auch gar nicht mehr so schön. Ich bin auch sehr an Deutsch interessiert und könnte mir vorstellen, etwas in diese Richtung zu machen. Christian Hönicke

Foto: promo

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de