Nachbarschaft

Veröffentlicht am 01.10.2020 von Christian Hönicke

Der Prater in der Kastanienallee ist Berlins ältester Biergarten. Er soll saniert werden, doch die Umbaupläne des Bezirks werden nicht nur von der Pächterin scharf kritisiert. Auch Grünfreunde gehen die Bäume hoch: Wie berichtet, sollen gleich 20 der 62 alten Bäume gefällt werden (überwiegend Robinien, Spitzahorn, Holunder). Dafür sollen immerhin 29 neue Bäume (Esskastanien) gepflanzt werden.

Dass die großen Baumfällungen nötig sind, bezweifeln manche Beobachter. Nun stellen sich selbst Pankows Grüne gegen die Abteilung ihres eigenen Bezirksstadtrats Vollrad Kuhn – dessen Straßen- und Grünflächenamt soll die Baumaßnahmen ausführen. Die Grünen fordern, „den geplanten Kahlschlag“ auf ein Minimum zu beschränken. „Wir sind mit dem Bezirksamt seit längerem im Gespräch über die Baumfällungen im Pratergarten“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Cordelia Koch. „Unsere Baumexperten gehen sehr akribisch die Liste der Bäume durch und werden gegebenenfalls Einzelgutachten fordern.“

Nicht alle Fäll-Gründe überzeugen die Grünen. Einige Bäume seien krank, andere würden Leitungen zerstören. „Aber es gibt auch einige, bei denen als Grund für die Fällung ‚Wildwuchs‘ angegeben ist“, so Koch. „Dass ein Baum nicht von einem Menschen gepflanzt wurde, ist aus bündnisgrüner Sicht selbstverständlich kein Grund ihn zu fällen.“ [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Ein durchaus „nachvollziehbarer Grund für den geplanten Kahlschlag“ der Rosskastanien sei zwar deren Anfälligkeit für die Miniermotte und andere Krankheiten. Und leider werde es wohl „im Zuge des Klimawandels hier sehr bald schon keine Rosskastanien mehr geben“, so Koch. Es sei darum sinnvoll, sie durch hitzeresistentere Esskastanien zu ersetzen: „Aber es muss nicht auf einmal geschehen.“

Doch der Grünen-Stadtrat sieht zum „Kahlschlag“ keine Alternative. Da „riesige Eingriffe in den Boden“ erfolgen sollen, seien „bestimmte Bäume durch die Maßnahmen so gefährdet, dass sie keine Überlebenschance haben“, so Kuhn. „Bei diesem Grundstück kann man nicht anders agieren.“

Man habe mehrere Abstimmungsrunden mit einem zertifizierten Baumgutachter gedreht und „um jeden Baum gekämpft“, sagt Kuhn. „Aber die endgültige Liste steht so gut wie fest, da gibt es keinen Spielraum. Ob der eine oder andere Baum doch stehen bleiben kann, muss man dann bei den Bauarbeiten sehen.“ / Foto: Imago – Text: Christian Hönicke

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