Nachbarschaft
Veröffentlicht am 24.08.2023 von Christian Hönicke
Die Kita „Im Känguru“ kämpft ums Überleben. Die Elterninitiativ-Kindertagesstätte in Prenzlauer Berg steht nach mehr als 20 Jahren vor der Verdrängung aus dem Winsviertel. „Wir sind akut bedroht“, berichtet Juliane Scheel aus dem Vorstand des Vereins.
Die Kita befindet sich im Hinterhaus eines Gründerzeitbaus in der Marienburger Straße mit großem Garten. „Unser Mietvertrag läuft noch bis Ende August 2024“, sagt Scheel. „Wenn wir uns nicht auf einen neuen einigen können, müssen wir ausziehen.“ Scheel berichtet von einer „sensiblen Verhandlungssituation mit unserem derzeitigen Vermieter“.
Der Knackpunkt ist das Geld. „Wir bezahlen jetzt schon eine Miete, die wir langfristig nicht finanzieren können“, sagt Scheel. Die Miete sei in diesem Jahr erhöht worden, die Kita gleiche das bisher durch ihre Rücklagen aus. Aber das gehe nicht ewig, sagt Scheel. „Wir haben kaum Stellschrauben, wir sind eine staatlich geförderte Kita und kriegen vom Senat das gleiche Geld wie vor drei Jahren, wo wir noch 1400 Euro weniger Miete gezahlt haben.“
Die Suche nach einer Ersatzimmobilie für die 29 Kinder läuft deswegen schon. Per Anzeige sucht der Verein nach Räumen in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee. Doch Scheel ist inzwischen leicht desillusioniert: „Der Markt ist extrem angespannt, bisher haben wir nichts gefunden, was wir uns leisten können.“ Ein weiteres Problem dabei: „Wir brauchen nicht nur Räume, sondern auch eine Außenfläche, das ist mittlerweile Vorgabe.“
An ein mögliches Komplett-Aus der Kita „Im Känguru“ mag Scheel noch nicht denken. „Über viele Generationen haben Eltern viel Zeit und Energie investiert, um die Kita aufzubauen“, sagt sie. „Wir hoffen, dass noch viele weitere Kinder hier eine zauberhafte Kindheit verbringen dürfen.“
Auch für den Kiez sei die Kita wichtig, sagt Scheel. Nicht nur, weil die Kinder im Viertel und dem Spielplatz regelmäßig Müll sammeln – teilweise mit Metalldetektoren. Wenn die Kita ganz schließen müsste, „wäre das zum einen natürlich ein großer persönlicher Verlust für uns und unser Team, aber auch für Berlin als Stadt der Vielfalt sowie die Familienlandschaft ganz insgesamt“.
Eine kleine, selbstorganisierte Elterninitiativ-Kita ist für die Kitalandschaft unabdingbar, sagt Scheel. Man sei flexibler und persönlicher als die Einrichtungen der großen Träger. „Solche Orte sollten nicht an der Finanzierung scheitern“, so Scheel. „Vor allem dann nicht, wenn es um das Wichtigste geht, das wir haben: unsere Kinder.“ – Foto: promo