Nachbarschaft

Veröffentlicht am 15.02.2024 von Christian Hönicke

Kein Märchen: Undurchdringliche Hecken rund um den Weißen See sollen künftig den Zugang zum Wasser versperren. Was wie Dornröschen klingt, ist wohl bald schon Realität. Auf diese Weise will das Bezirksamt das exzessive Wildbaden ab der kommenden Sommersaison stoppen. Ans Wasser gelangen die Besucher dann nur noch über zwei neue „Seebalkone“ – und ins Nass nur noch über das kostenpflichtige Strandbad.

Diese rigorosen Maßnahmen seien aufgrund des „zu hohen Nutzungsdrucks“ notwendig, ist auf der Website mein.berlin.de/projekte/parkweissensee/ zu lesen: „Der derzeit unbeschränkte Zugang und das verbreitete Wildbaden führen zu einer dauerhaften Schädigung der Uferbereiche.“

Das Wildbaden und die Übernutzung des Parks am Weißen See haben sich nach Jahrzehnten des behördlichen Wegsehens etabliert. Laut Bezirksangaben tummeln sich im Sommer bis zu 4000 Badewillige zu Spitzenzeiten rund um den See, obwohl das Schwimmen offiziell nur im Strandbad erlaubt ist.

Bisher hat der Bezirk wenig Erfolg dabei, diese Auswüchse zu bekämpfen. Das Personal für regelmäßige Kontrollen fehlt. Und die neu aufgestellten, pinkfarbenen Hinweisschilder, die auf allerlei Verbote aufmerksam machen, werden immer wieder abgerissen. Zwar würden die Besucher die Regeln aufgrund der Schilder „zunehmend besser erfassen, aber sich häufig nicht dauerhaft daran gebunden fühlen“, berichtete die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) im vergangenen Jahr.

Das soll sich nun ändern. Regelmäßige Todesfälle durch unerlaubtes Baden, die nicht mehr zu ignorierenden Zerstörungen im Park am Weißen See und die anstehende millionenteure Sanierung der Grünanlage mit Bundesmitteln haben den Handlungsdruck auf Pankows Behörden erhöht.

Auf der Beteiligungs-Website stellt der Bezirk seine Pläne für die Gegenmaßnahmen zur Diskussion. Statt der im vergangenen Jahr angekündigten Zäune ist demnach „eine angepasste Form der Benjeshecke (Totholzhecke)“ der Favorit. Diese biete „unter anderem Vorteile als Lebensraum und lässt sich mittel- bis langfristig in eine lebende Barriere in Form einer dichten Hecke umwandeln“.

Bei einer solchen Hecke werden Pfosten in den Boden gerammt und der Zwischenraum in der Regel meterhoch und -breit mit Ästen und Zweigen aufgefüllt, so dass ein Überqueren kaum möglich ist (siehe Foto oben).

Doch das Amt befürchtet, dass auch diese dornige Abgrenzung noch nicht stark genug ist, um die Bade- und Feierwilligen abzuschrecken: „Da mutwillige Beschädigungen nicht auszuschließen sind, können die Heckenkörper zwischen den Pfosten mit Drahtseilen verstärkt werden.“ Diese Drahtseile würden „ein Durchkommen mit einfachen Werkzeugen“ erschweren und könnten „an besonders gefährdeten Stellen“ zum Einsatz kommen.

Kommt man außerhalb des Strandbads dann gar nicht mehr an den See? Doch, verspricht das Bezirksamt. Allerdings anders als bisher – nämlich über Aussichtsplattformen. Die nennt das Amt „Seebalkone“.

Nach den aktuellen Plänen sollen „zwei, in das Gewässer hineinragende, Plattformen installiert werden“. Diese sollen „Wassernähe“ ermöglichen, jedoch ein direktes Betreten der Uferbereiche und das „Wildbaden“ verhindern.

Ein solcher „Seebalkon“ soll am Westufer zwischen dem „Milchhäuschen“ und der steinernen „Seebrücke“ auf Höhe der Plansche errichtet werden. Der zweite ist am Südufer des Sees direkt neben dem Bootverleih geplant und soll „Sitzstufen“ haben – „um ein möglichst nahes Erleben des Wassers zu ermöglichen“.

Eine offizielle zweite Badestelle, wie 2023 vom Pankower Jamaika-Bündnis gefordert und von der Bezirksstadträtin Anders-Granitzki in Aussicht gestellt, ist bislang nicht vorgesehen.

Um die Erosion des Ufers aufzuhalten, sollen zudem rund um den See Schilf angepflanzt und Vegetationsmatten oder sogar Gitter angebracht werden. – Fotos: dpa/Jörg Carstensen/Imago/imagebroker

  • Sie können Ihre Meinung zu den Plänen noch bis zum 18. Februar auf der Website äußern. Am 27. Februar (18 Uhr) ist zudem eine „Uferwerkstatt“ in der Mensa der Stephanus-Grundschule (Parkstraße 22) geplant.