Intro
von Gerd Appenzeller
Veröffentlicht am 09.05.2018
im Koalitionsvertrag werden für den Bau weiterer U-Bahnen weder Termine genannt noch Finanzierungen erwogen. Im R2G-Grundsatzpapier ist nur von Straßenbahnen die Rede, weil deren Bau deutlich kostengünstiger als der von Untergrundbahnen ist: Ein Kilometer Straßenbahnlinie ist für zehn Millionen Euro zu haben, ein Kilometer U-Bahn schlägt mit 100 Millionen Euro zu Buche. Dessen ungeachtet gibt es im rot-rot-grünen Dreierbündnis drei prominente Politiker, die als Freunde des U-Bahnbaus gelten: Michael Müller, der Regierende Bürgermeister, die parteilose Verkehrssenatorin Regine Günther und ihr Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner.
Deshalb gibt es auch eine Senatsvorlage, in der auf mehrere Reinickendorfer U-Bahnprojekte eingegangen wird:
1. Die Verlängerung der U 8 vom derzeitigen Endbahnhof Rathaus Wittenau in das Märkische Viertel bis zum Märkischen Zentrum;
2. Eine weitere Fortführung der U 8 bis zur Treuenbrietzener Straße;
3. Eine alternative Verlängerung der U 8 vom Märkischen Zentrum bis zum Senftenberger Ring;
4. Ein Abzweig der U 6 vom Kurt-Schumacher-Platz zur geplanten „Urban Tech Republic“, dem auf dem dann ehemaligen Flughafengelände geplanten, großen Wohn-und Gewerbekomplex.
In der Senatsvorlage wird vorgerechnet, dass alle drei Verlängerungsoptionen für die U-Bahn im Märkischen Viertel zu einer Verlagerung des Verkehrsaufkommens vom Bus auf die U-Bahn führen werden. Erstrebenswert ist das auch deshalb, weil das MV im Moment eines der größten zusammenhängenden Siedlungsgebiete Berlins ohne direkten Schienenverkehrsanschluss an das U-Bahnnetz ist. Durch den Wegfall des Umsteigezwangs auf den Bus (oder auch auf eine alternativ bevorzugte Straßenbahn) wird der ÖPNV zudem deutlich attraktiver – jeder Systemwechsel (so nennen Fachleute den Umstieg von einem ÖPNV-Mittel auf ein anderes) kostet zehn Minuten Zeit. Insgesamt wird der Bau der U-Bahn von Wittenau ins Märkische Viertel mit Gesamtkosten von 64 Millionen Euro berechnet. Wird bis zum Senftenberger Ring verlängert, erhöhen sich die Kosten auf 190 bis 250 Millionen Euro. Ein Abzweig zur Treuenbrietzener Straße wird mit 116 Millionen Euro kalkuliert.
Gerd Appenzeller, geborener Berliner, ist seit 24 Jahren Mitglied der Tagesspiegel-Redaktion, war Chefredakteur und Herausgeber. Als er 1994 mit seiner Familie in die alte Heimat zurückkam, zog er nach Hermsdorf, denn dort hat er auch seine Kindheit verbracht und dort leben auch sein Bruder und dessen Frau. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an leute-g.appenzeller@tagesspiegel.de