Intro
von Gerd Appenzeller
Veröffentlicht am 02.01.2019
war es ein guter Auftakt für das neue Jahr für Sie alle, liebe Leserinnen und Leser des Reinickendorf-Newsletters? Das hoffe ich sehr für Sie. Zwar hatten Polizei und Feuerwehr viel zu tun, von größeren Katastrophen blieben die Menschen im Bezirk aber verschont. Bereits gute Tradition geworden ist das Friedensgebet, zu dem die beiden großen christlichen Kirchen am Silvesterabend auf den Platz vor der Wittenauer Dorfkirche einladen. In diesem Jahr – es war das dritte Mal – kamen mehr als 400 Menschen und hörten das gemeinsame Bitten um Frieden für den Bezirk, die Stadt und das Land, gesprochen von Superintendentin Beate Hornschuh-Böhm und Pfarrer Stefan Friedrichowicz. Bläser des Kirchenkreises Reinickendorf unter Leitung von Kirchenmusiker Stephan Heinroth und Sabine Schmidt spielten Lieder aus dem Evangelischen Kirchengesangsbuch und Spirituals. Vor der Kulisse der zwischen 1482 und 1489 errichteten Kirche mit ihren mächtigen Steinen im Mauerwerk stellt sich im Halbdunkel eine Atmosphäre der Gemeinsamkeit und der nachdenklichen Besinnung fast von selber ein (siehe auch Rubrik „Kiezkamera“). Dazu beigetragen haben wieder auch die Worte von Dorfkirchen-Pfarrer Lutz Langner (siehe auch Rubrik „Nachbarschaft“).
Das Leben ist aufregend genug, Journalisten müssen keine Geschichten erfinden, das wirkliche Geschehen ist packend, man muss es nur sehen. Mein Kollege Markus Hesselmann hat ein Beispiel dafür gefunden, vom dem nun die Rede sein soll. Bei Archiv-Recherchen stieß er darauf, dass die brandenburgische Gemeinde Stolpe, im Norden von Berlin, zwischen dem Kriegsende 1945 und dem Beginn des Jahres 1949 unter französischer Verwaltung stand, obwohl die ganze Umgebung von russischen Truppen besetzt war. Warum war das so? Weil die Franzosen hier einen Flughafen für ihren Besatzungssektor im Norden Berlins bauen wollten, die Sowjets hatten ihnen deshalb die Jurisdiktion über das Gebiet übertragen. Aber im Zuge der wachsenden Ost-West-Konfrontation und mit der Blockade zerschlugen sich diese Überlegungen. Die Franzosen bauten den Flughafen in Tegel und zogen sich, zum Entsetzen der Bewohner, zum 3. Januar 1949, also vor 70 Jahren zurück (hier ein Foto). Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Landschaft um Hohen Neuendorf und Birkenwerder heute aussehen würde, wenn dort ein großer Flughafen wie im Süden Berlins, in Schönefeld, gebaut worden wäre… Zusammen mit Markus Hesselmann habe ich die ganze Geschichte für den Tagesspiegel aufgeschrieben, hier können Sie sie lesen.
Gerd Appenzeller, geborener Berliner, ist seit 24 Jahren Mitglied der Tagesspiegel-Redaktion, war Chefredakteur und Herausgeber. Als er 1994 mit seiner Familie in die alte Heimat zurückkam, zog er nach Hermsdorf, denn dort hat er auch seine Kindheit verbracht und dort leben auch sein Bruder und dessen Frau. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an leute-g.appenzeller@tagesspiegel.de