Intro

von Gerd Appenzeller

Veröffentlicht am 24.04.2019

die einen nennen den Schäfersee im Osten Reinickendorfs ein Kleinod der Natur, die anderen beklagen seine Schadstoffbelastung. Die einen würden ihn am liebsten zum Naturschutzgebiet erklären lassen, die anderen grillen an seinem Ufer. Am vergangenen Freitag hat ein Teil des Schilfes an der Westseite des Sees gebrannt, die Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen auf weiteres Gehölz verhindern. Ich habe mir die Schadstelle angeschaut, hier ist ein Foto dazu. Anwohner, denen Griller und Shisha-Raucher auf den Wiesen rund um den See ein Dorn im Auge sind, machen diese Gruppen für den Brand verantwortlich. Vielleicht war es auch nur eine weggeworfene brennende Zigarettenkippe, die Natur, auch die am Ufer eines Sees, ist im Moment knochentrocken.

Die Berliner Feuerwehr, die ich nach dem Einsatz befragte, wies mich darauf hin, dass sie im Moment täglich etwa 1500 Einsätze habe, davon seien zwischen 100 und 150 kleinere Brände, die aber beim starken Wind ganz schnell zu großen Schadenfeuern werden, wenn die Feuerwehr nicht schnell eingreifen kann. Anwohner und Anwohnerinnen, die mich wegen des Brandes kontaktierten, fühlen sich von den Behörden allein gelassen – wenn sie die auf den Wiesen am See Lagernden bäten, keinen Müll liegen zu lassen, weil der die Ratten anzieht, oder die Wasservögel nicht zu füttern, würden sie beschimpft, ausgelacht und beleidigt. So lange die unklare Rechtslage fortbesteht, wird sich daran wohl auch nichts ändern. Nur klare Verbotsschilder böten Polizei und Ordnungsamt die Handhabe, einzuschreiten.

Sicher ist, dass man einen derartig schadstoffbelasteten See inmitten einer Wohnsiedlung und in unmittelbarer Nähe einer stark befahrenen Straße, noch dazu in der Einflugschneise eines Flughafens, nicht zum Naturschutzgebiet erklären kann.

Gerd Appenzeller, geborener Berliner, ist seit 24 Jahren Mitglied der Tagesspiegel-Redaktion, war Chefredakteur und Herausgeber. Als er 1994 mit seiner Familie in die alte Heimat zurückkam, zog er nach Hermsdorf, denn dort hat er auch seine Kindheit verbracht und dort leben auch sein Bruder und dessen Frau. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an gerd.appenzeller@tagesspiegel.de