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von Gerd Appenzeller

Veröffentlicht am 08.05.2019

Wer in diesen Tagen als Autofahrer auf der A 111 im Stau steht, fragt sich ganz automatisch: Wie wird das erst, wenn der Abriss der alten und der Neubau der neuen Rudolf-Wissell-Brücke kommen? Meine Recherchen haben dies ergeben: Alles, sowohl der Abriss der alten Brücke als auch der Neubau der voneinander getrennten zwei neuen Brücken, wird deutlich später passieren. Baubeginn nicht vor Ende 2023. Und das sind die Fakten: Im vergangenen Frühjahr war die Entscheidung für den Wettbewerbssieger, das Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner gefallen. Bei der Entscheidungsfindung hatte die Fachjury vor allem auch aus den schlechten Erfahrungen mit der jetzigen Brückenkonstruktion gelernt. Dabei sind beide Fahrbahnen auf ein gemeinsames Fundament gelegt worden, das heißt, der Austausch erst der einen und dann der anderen Brücke ist nicht möglich, weil dann die Gesamtkonstruktion aus dem Gleichgewicht geraten würde. Beim Neubau werden zwei getrennt nebeneinander verlaufende Brücken entstehen, die Auffächerung führt nach Ansicht der DEGES, die im Auftrag des Bundes und des Landes Berlin den Neubau plant, auch zu einer verbesserten Linienführung.

Warum überhaupt der Neubau? Das zwischen 1958 und 1961 errichtete Brückenbauwerk ist ein Teil des am drittmeisten befahrenen Autobahnabschnitts Deutschlands und war nie auf die heutigen Belastungen ausgerichtet. 1960 fuhren täglich 20.000 Fahrzeuge über die Brücke, heute sind es im gleichen Zeitraum 180.000. 1960 ging man davon aus, dass nie mehr als zwei Lkw mit einem Gesamtgewicht von 60 Tonnen nebeneinander fahren. Heute muss man aber von drei Lkw mit einem Gesamtgewicht von 120 Tonnen ausgehen. Seit Anfang 2018 laufen Kartierungen unter anderem des Tierbestands im Brückenbereich, im Sommer diesen Jahres soll die Erkundung des Baugrunds beginnen. Frühestens Ende 2020/Anfang 2021 kann das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, mit dem Baubeginn rechnet die DEGES inzwischen nicht vor Ende 2023. – Gerd Appenzeller
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Zur Person: Gerd Appenzeller, geborener Berliner, ist seit 24 Jahren Mitglied der Tagesspiegel-Redaktion, war Chefredakteur und Herausgeber. Als er 1994 mit seiner Familie in die alte Heimat zurückkam, zog er nach Hermsdorf, denn dort hat er auch seine Kindheit verbracht und dort leben auch sein Bruder und dessen Frau. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an gerd.appenzeller@tagesspiegel.de