Intro
von Gerd Appenzeller
Veröffentlicht am 12.02.2020
Schon was vor um 17 Uhr? Am heutigen Mittwoch wird sich die BVV erneut mit der Umbenennung der BVG-Haltestelle an der Hermsdorfer Jugendherberge Ernst Reuter befassen. Sie erinnern sich: Die war vor zwei Wochen im Reinickendorf-Newsletter erst Thema. Nach dem Beschluss der BVG wird diese Haltestelle jetzt „Dohnensteig“ genannt, weil es in Berlin vier Jugendherbergen gibt, und Irrtümer entstehen könnten. Auf eine Rückfrage des Bezirksamtes, über die heute in der BVV berichtet werden wird, teilte das Unternehmen mit, die Benennung von Haltestellen müsse „immer aus Sicht der Allgemeinheit und größten Kundengruppe“ vorgenommen werden.
Diese größte Kundengruppe seien die 17.000 Hermsdorfer und nicht die Übernachtungsgäste für 111 Betten. Ich gebe zu, dass ich selten eine weltfremdere Begründung für einen Behördenbeschluss (und die BVG handelt hier wie eine Behörde) gelesen habe: Den 17.000 Hermsdorfern ist die kleine Straße mit dem unschönen Vogelmördernamen „Dohnensteig“ vermutlich herzlich egal.
Für die Gäste der Jugendherberge aber ist „Dohnensteig“ völlig nichtssagend, wäre „Jugendherberge“ hingegen eine Lebenshilfe. Vom Leiter der Jugendherberge habe ich gehört, dass es bereits erste Gäste gab, die erst zu spät merkten, dass sie an der Jugendherberge bereits vorbei gefahren sind.
Das Bezirksamt hat die Entscheidung der BVG ausdrücklich bedauert. Aber, Frage an die 17.000 Hermsdorfer und 265.000 Reinickendorfer: Wissen Sie eigentlich, wie es in Berlins ältester Jugendherberge aussieht? Vielleicht waren Sie ja, vor Jahrzehnten, selber einmal als Schülerin oder Schüler dort Gast.
Ich habe mit Thomas Kons, dem „Herbergsvater“ gesprochen und mir die Jugendherberge von Innen zeigen lassen. Es war ein Erlebnis, ein Besuch in der Vergangenheit, die durchaus eine Zukunft hat. In dieser Jugendherberge herrscht kein Luxus, es gibt nur auf jeder Etage ein Indisches Bad, alles ist blitzeblank sauber und gepflegt.*
Im Süden der JuHe, zum Fließtal hin, gibt es eine der schönsten Krokus-Wiesen, die ich jemals gesehen habe. Wollen Sie schon mal einen Blick drauf werfen? Gern, hier entlang: Thomas Kons, begeisterter Hobby-Fotokünstler, hat es gemacht – hier ist sein Bild.
* Sie wissen nicht, was ein „Indisches Bad“ ist? Das verrate ich Ihnen ganz am Ende des Reinickendorf-Newsletters.
- Gerd Appenzeller, geborener Berliner, ist seit 25 Jahren Mitglied der Tagesspiegel-Redaktion, war Chefredakteur und Herausgeber. Als er 1994 mit seiner Familie in die alte Heimat zurückkam, zog er nach Hermsdorf, denn dort hat er auch seine Kindheit verbracht und dort leben auch sein Bruder und dessen Frau. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an gerd.appenzeller@tagesspiegel.de
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