Kiezkamera

Veröffentlicht am 23.01.2019 von Gerd Appenzeller

In diesem Entenkeller quakt niemand mehr. Das größte am ehemaligen Restaurant und Vergnügungslokal „Entenkeller“ an der Frohnauer Oranienburger Chaussee Ecke Schönfließer Straße sind die wild wachsenden Gräser und Sträucher im Garten – und die vollmundigen Pläne des Eigentümers der heruntergekommenen Liegenschaft, über deren Zustand sich die Nachbarn seit mehr als zwei Jahren aufregen. Die Berliner Zeitung berichtete im Juli 2016 ganz begeistert, was da entstehen solle. Unter diesem Link können Sie die verbalen Traumtänzereien von damals noch einmal nachlesen: berliner-zeitung.de

Ein Jahr später, im Mai 2017, waren die Fenster noch intakt. Heute sind sie verschalt, ein zerstörtes Fenster im Dachgeschoss und der verkleidete Balkon davor legen jedoch den Schluss nahe, dass das Haus temporär genutzt wird, vermutlich von Obdachlosen. Im Oktober des vergangenen Jahres beschäftigte sich die SPD-Fraktion in der BVV mit dem Entenkeller und „ersuchte“ das Bezirksamt, „mit den Eigentümern der Liegenschaft Oranienburger Chaussee / Schönfließer Straße zu klären, ob die beabsichtigten Umbaumaßnahmen noch aktuell sind, wann mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen wird, und bis zu welchem Termin das Grundstück wieder einer angemessenen Nutzung zugeführt wird“. Die Antwort des Bezirksamtes steht noch aus, Marco Käber, der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der BVV, teilte mir auf meine Nachfrage mit, der entsprechende Antrag befinde sich zur Zeit im Stadtplanungsausschuss und werde auf der Sitzung im März beraten, dann gebe es hoffentlich neue Informationen.

Ich fragte auch bei Bürgermeister Frank Balzer nach. Die Pressestelle des Bezirks antwortete darauf so: „Bezüglich des „Entenkellers“ Oranienburger Chaussee 45 gibt es keinen neuen Sachstand. Für die abschließende Prüfung des eingereichten Bauantrages fehlen weiterhin Unterlagen, insbesondere der Prüfbericht für den Brandschutz. Eine erneute Nachfrage beim bevollmächtigten Architekten hat ebenfalls keine neuen Erkenntnisse erbracht.“

Ich fand das nicht so recht befriedigend und fasste noch einmal nach. Darauf kam diese etwas umfassendere Nachricht:
„Im  August 2017 fand ein gemeinsamer Besichtigungstermin der unteren Denkmalschutzbehörde und der Bau- und Wohnungsaufsicht mit dem Bauherrn und dem Architekten statt, bei dem der aktuelle bauliche Zustand des Gebäudes begutachtet wurde. Die Bausubstanz war damals im Wesentlichen noch in einem guten Zustand, so dass keine Anordnungen zur Sicherung getroffen werden mussten. Der Bauherr sagte zu, dass er ein Konzept zur Gebäudesicherung und zu den Sanierungsarbeiten kurzfristig vorlegt. Der Eigentümer hat damals nochmals seine Absicht bekräftigt, im vorhandenen Gebäude wieder eine Gastronomie im Erdgeschoss einzurichten. Die oberen Geschosse sollen in Wohnungen umgewandelt werden.  Bei einem Ortstermin mit der Behörde bestätigte der Bauherr, dass er zwischenzeitlich auf Grund anderer Projekte gebunden war und daher erst danach die notwendigen Kapazitäten für die Umsetzung des Vorhabens freigestellt werden könnten. Wie in der Mail zuvor mitgeteilt, gibt es keinen neuen Sachstand.“

Halten wir also fest: Seit August 2017, also seit anderthalb Jahren, hat sich nur eines an dieser Ecke getan: Das Grundstück wird mehr und mehr zu einem Schandfleck. Foto: Gerd Appenzeller

Fotografieren Sie in Ihrem Kiez oder anderswo im Bezirk? Bitte senden Sie Ihre Bilder an: leute-g.appenzeller@tagesspiegel.de