Namen & Neues

Die Zukunft der Markthalle

Veröffentlicht am 30.01.2019 von Gerd Appenzeller

Die Tegeler Markthalle war in Berlin ein Unikat, so etwas wie ein normaler Wochenmarkt, aber eben einer mit einem Dach darüber und einem großen Parkhaus rundherum. Das trug erheblich zur Kundenfrequenz bei. Wer in die Markthalle kam, der suchte nicht billig, sondern gut. Er suchte Vielfalt und die ganze Breite des Lebensmittelangebotes. Viele Standbetreiber waren Einzelpersonen, oder allenfalls Familienbetriebe. Hier gab es den frischesten Fisch, exzellentes Fleisch, miteinander konkurrierende Anbieter von Obst und Gemüse, es gab einen Gewürzstand, einen Kartoffelstand, einen Eierstand. Für kleines Geld bekam man/frau zudem einen Teller Erbsen- oder Kartoffelsuppe, mancher Rentner und manche Rentnerin mit knappem Haushaltsbudget kam dank dieser Markthalle über die Runden, und beim Italiener trafen sich gut betuchte Frohnauer mit Tegeler Urgestein auf einen Rotwein, oder deren zwei oder drei. Die Markthalle war genauso besonders und elitär wie klassenlos und jeden gleich behandelnd. Aber diese Markthalle war eben auch etwas, das sich aus der Vergangenheit der Mauerzeit in die Moderne gerettet hatte, und wer Augen hatte, hinter die Kulissen zu sehen, der ahnte, dass etwas Neues kommen würde, kommen musste, damit nicht alles untergeht.

Dieses „Neue“ brachte Harald Gerome Huth mit seinem Plan des neuen Tegel-Centers. Ob man alles schön fand, was ihm vorschwebte, steht auf einem anderen Blatt, aber er hatte immerhin schon bewiesen, dass er große Einkaufscenter bauen und zum Laufen bringen kann. Wer sich erinnert, wie die Schließung von Karstadt oder Hertie den ganzen Standort an der Gorkistraße herunterriss, konnte nur mit großem Respekt registrieren, dass Huth Karstadt als neuen Ankermieter gewinnen konnte. Dass sich alles andere, was an Handel bleiben oder entstehen soll, darum gruppieren wird, ist klar. Auch die neue Markthalle soll nicht nur optisch schöner werden, Spötter sagen: aufgehübscht, sondern anders, hipper, wie die Markthalle 9 oder die Marheineke-Markthalle, oder, noch besser, wie die neue Markthalle von Rotterdam oder die in spanischen Großstädten. Food-Court eben, Essen, Trinken, Genießen, Kaufen. Von Anfang an war auch klar, dass nicht alle Händler diesen Weg mitgehen wollten und konnten.