Namen & Neues
Strandbad Tegel: So geht es weiter
Veröffentlicht am 18.09.2019 von Gerd Appenzeller
Strandbad in Berlin-Tegel: So geht es weiter. Dieser Prospekt liest sich teilweise wie ein Märchen: Das so genannte Konzeptverfahren, mit dem die BIM, die Berliner Immobilienmanagement GmbH, „innovative Konzepte“ für das Strandbad Tegel sucht, schwelgt in schwärmerischer Beschreibung: „Das traditionsreiche Strandbad Tegel im Norden Berlins liegt idyllisch eingebettet am Westufer des Tegeler Sees in unmittelbarer Nähe zur Insel Scharfenberg. Mit seinem rund 400 Meter langen Sandstrand und zahlreichen Sport- und Spielangeboten war das Bad vor seiner Schließung im Jahr 2016 ein beliebtes Ausflugsziel auch über seine Bezirksgrenzen hinaus.“
Hier ein Foto aus dem Tagesspiegel-Archiv
Wenn das alles so schön war, fragen sich da die Reinickendorfer schon seit drei Jahren, wie ist es dann den Bäderbetrieben gelungen, dieses Kleinod so herunter zu wirtschaften, dass nur noch die Schließung übrig blieb? Haben die BBB, die Berliner Bäderbetriebe, vielleicht am Ende gar erkannt, dass es ziemlich unverschämt war, was sie da vor allem den Familien mit kleinen Kindern angetan haben, als sie das Bad nicht nur schlossen, sondern auch noch mit der Verfüllung der Abwasserleitungen mit Beton vollends unbenutzbar machten?
Hier ein Foto aus kalten Tagen. Leere am Strand, seit einer gefühlten Ewigkeit am großen Tegeler See in Berlin.
Die Wünsche – und die Kritik: „Gewünscht sind innovative Konzepte, die die Wiederaufnahme und dauerhafte Beibehaltung des saisonalen öffentlichen Badebetriebes vorsehen, gerne ergänzt durch zusätzliche Angebote bis hin zu ganzjährigen Geschäftstätigkeiten“. Was sie von dem gesamten Ausschreibungsverfahren halten, haben die beiden Reinickendorfer CDU-Politiker Tim-Christopher Zeelen und Felix Schönebeck in einer übereinstimmenden Presseerklärung deutlich gemacht. Darin heißt es unter anderem:
- „Die Rahmenbedingungen sind unverändert schlecht. Im Exposé wird von einer guten Verkehrsanbindung Tegels gesprochen. Das Strandbad selbst ist aber überhaupt nicht angebunden. Der im Sommer doch recht beschwerliche 1,3 Kilometer lange Weg durch den Wald von der nächstgelegenen Bushaltestelle wird als ‚idyllischer Fußweg durch den Tegeler Forst verkauft‘. Wir brauchen endlich das Signal der BVG, dass wieder eine Buslinie bis vor das Strandbad fährt…
- Der Waldparkplatz vor dem Strandbad steht laut Exposé allen Waldbesuchern zur Verfügung. Die Kapazität des Parkplatzes ist an sommerlichen Tagen nahezu immer ausgeschöpft. Dennoch lehnen die Berliner Forsten eine zumindest teilweise Vermietung an den Betreiber des Strandbads Tegel oder den Ausbau des Parkplatzes ab. So ist es weiterhin für viele Familien unmöglich, mit dem Auto zum Strandbad zu kommen!
- Das Problem mit den Auflagen. „Hinzu kommt, dass im Jahr 2018 entsprechend wasserbehördlicher Auflagen die Abwasseranlage auf dem Grundstück dauerhaft außer Betrieb genommen und mit Beton verfüllt wurden. Für eine künftige Nutzung ist eine völlig neue, doppelwandige Abwasseranlage unter Berücksichtigung der Lage im Wasserschutzgebiet zu errichten. Die Kosten in Millionenhöhe soll offensichtlich der private Betreiber zahlen. Eine finanzielle Unterstützung seitens der BBB oder des Berliner Senats ist nicht vorgesehen….
- Es ist eigentlich Aufgabe der Bäder-Betriebe, Bäder zu betreiben und in Schuss zu halten. Hier hat man jahrelang keinen Euro investiert und letztlich vollendete Tatsachen geschaffen, indem man die Abwasseranlage mit Beton verfüllt hat. Und nun soll ein privater Betreiber alle Kosten selbst schultern und der Senat macht sich einen schlanken Fuß…
- Auch eine bauliche Erweiterung ist gemäß der Wasserschutzgebietsverordnung Tegel auf dem Grundstück untersagt. Insofern ist die Errichtung neuer Gebäude für einen ganzjährigen Betrieb unmöglich. Auch Veranstaltungen und Sommerfeste bleiben auf dem Gelände verboten. Die Berliner Forsten stellen dazu im Exposé klar, dass der Wald ein Erholungsgebiet ist, in dem sich jedermann nach § 13 des Berliner Landeswaldgesetzes so zu verhalten, dass die Erholung anderer nicht gefährdet oder beeinträchtigt wird…“
Das Konzeptverfahren endet am 22. Oktober 2019 um 10 Uhr. Bis dahin können Konzepte bei der BIM eingereicht werden. Die Jurysitzung wird voraussichtlich am 26.11.2019 stattfinden. Interessenten können das Areal am 25.09. um 10 Uhr und 09.10.2019 um 15 Uhr besichtigen. Eine Anmeldung per E-Mail an strandbadtegel@bim-berlin.de ist erforderlich. – Text: Gerd Appenzeller
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Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Reinickendorf entnommen. Den gibt es in voller Länge – und kostenlos – unter der Tagesspiegel-Adresse: leute.tagesspiegel.de – mit Tipps, Kiez-Ideen, Bezirksnachrichten und vielen Terminen.
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