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Hubschrauber bis 2029 in TXL? Absurdistan liegt in Berlin-Tegel

Veröffentlicht am 29.01.2020 von André Görke

Hubschrauber bis 2029 in TXL? Absurdistan liegt in Berlin-Tegel. Abenteuerlich, was da noch so auf den Senatsfluren zu hören ist. Da plant die Stadt auf dem Flughafen Berlin-Tegel einen TXL-Campus für 10.000 Studenten, 9000 Wohnungen und dolle Parks. Und plötzlich –  Flapp, Flapp, Flapp! – kurvt die Hubschrauberflotte der Regierung um Angela Merkel, CDU, um die Ecke und kündigt an, bis 2029 weiter in Tegel landen zu wollen. Und Berlin so? Ist völlig überrascht. „Die Entscheidung wurde nicht mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen abgestimmt“, knurrt Sebastian Scheel, Linke, im Abgeordnetenhaus. Er ist Staatssekretär unter Bausenatorin Katrin Lompscher und wurde jetzt von Harald Moritz, Grüne, um Flugauskunft gebeten, wie es zu diesem TXL-Dilemma kommen konnte. Es geht schließlich um nicht weniger als die größte Baustelle der Hauptstadt.

Der Baustellen-Zeitplan: Berlin ging bisher davon aus, dass am 8. November der letzte Linien-Flieger in TXL abhebt, im April 2021 das Licht der Startbahn ausgeschaltet wird – und dann Ruhe in Tegel einkehrt. Nix da, am 10. Dezember 2019 kabelte Gerd Hoofe, Staatssekretär im Verteidigungsministerium von Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU, humorlos den aktuellen Stand rüber zum Senat: die Bundeswehr bleibt. „Und welche Teile der Flugbereitschaft werden am Flughafen Tegel bis 2029 verbleiben?“, wollte Moritz vom Senat wissen. Und Scheel so, in aller Ehrlichkeit: „Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.“ Flugzeuge sind nicht gemeint. Die Landebahn in TXL darf ein halbes Jahr nach BER-Inbetriebnahme nicht mehr genutzt werden, also seien nur Senkrechtstarts erlaubt, so Scheel. Und weil eine Raketenabschuss-Rampe in Tegel eher nicht gemeint sein dürfte, bleiben nur die drei Hubschrauber der Bundeswehr, die weiter auf dem militärischen Teil in Tegel starten und landen: „Typ Eurocopter AS532 Cougar“ – hier ein Video.

Hier Bau-Kräne, da Hubschrauber? Das passt alles nicht zusammen – zumal ein Hubschrauberlandeplatz der Bundesregierung in TXL logischerweise kein Ponyhof, sondern ein Hochsicherheitsbereich ist. Entsprechend irritiert wirkt im Januar 2020 der Senat: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Planvorhaben ‚The Urban Tech Republic‘ und Schumacher-Quartier in ihrer Umsetzung beeinträchtigt sind“, sagt Scheel. „Die Beurteilung hängt maßgeblich davon ab, ob Höhenbeschränkungen und Sicherheitsflächen erforderlich werden.“ Eigentlich wollte Berlin den Bau des Schumacher-Quartiers 2021 starten. Fertigstellung: 2035. Der Zeitplan für Tegel 2.0 könnte aber so den Abflug machen. Tegel, delayed. – Quelle: schriftliche Anfrage

P.S.: Viel Spaß bei der TXL-Debatte! Am 12. Februar findet im „Kühlhaus“ die 10. öffentliche Standort-Konferenz zur Nachnutzung von Tegel statt, u.a. mit „Abendschau“-Moderator Volker Wieprecht und Protagonisten wie Werner Ullmann (Beuth-Hochschule, noch heißt sie so), Karsten Homrighausen (Feuerwehrchef) oder auch Jörg Franzen (Gesobau-Chef). Sie haben viel vor in TXL, ehe am Horizont… Flap, Flap, Flap. – Alle Infos: Standortkonferenz TXL – Text: André Görke

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