Namen & Neues
Eine U-Bahn für TXL und ins MV
Veröffentlicht am 01.04.2020 von Gerd Appenzeller
Eine U-Bahn für TXL und ins Märkische Viertel. Lange standen die Zeichen für den Neubau und die Erweiterung des U-Bahnnetzes in der Rot-Rot-Grünen Koalition schlecht. Vor allem die Linke, allen voran Bausenatorin Katrin Lompscher, setzt auf die Erweiterung des ÖPNV-Netzes durch Straßenbahnen. Das ist eigentlich eine kluge Entscheidung, denn die Straßenbahn als Massenverkehrsmittel ist (weil sie nicht durch Autos blockiert wird) deutlich schneller als Busse, und entschieden billiger als der Bau einer U-Bahn. Die hat dafür jedoch weit größere Beförderungskapazitäten. Deshalb kann die Verlängerung oder Erweiterung des bestehenden U-Bahnnetzes durchaus sinnvoll sein – zumal Verkehrsexperten wissen, dass jedes Umsteigen von einem auf ein anderes Verkehrsmittel, jeder Systemwechsel, mindestens fünf Minuten Zeit kostet.
Seit längerem hat die SPD über eine andere Priorisierung der Verkehrsmittel nachgedacht, und vor zwei Wochen gab nun auch die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop zu erkennen, dass sie dem Bau von U-Bahnen etwas Positives abgewinnen könnte. Die bald fertige U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor hat ihr offenbar die Augengeöffnet, denn in einem Interview mit der „B.Z.“ lobte sie zwar die vielen neuen Tramlinien, die auf den Weg gebracht werden müssen – räumte jedoch ein, dass man langfristig überlegen müsse, was die Stadt darüber hinaus bräuchte.
Was das sein könnte, hatten Machbarkeitsstudien ergeben, die der Senat in Auftrag gegeben hatte und die mit der BVG erstellt wurden.
Dabei kristallisierten sich diese drei U-Bahnlinien als chancenreich heraus:
- Eine Verlängerung der U 7 über die jetzige Endstation Rudow hinaus bis zum Flughafen Schönefeld
- Eine Verlängerung der U 8 über die jetzige Endstation Wittenau ins Märkische Viertel entweder bis zum Märkischen Zentrum oder sogar bis zum Senftenberger Ring
- Eine Abzweigung der U 6 vom Kurt Schumacher Platz bis zum heutigen Terminal A des Flughafens Tegel, in dem künftig die Beuth-Hochschule mit ihrer Dependance einziehen soll.
Die Verlängerung der U 8 bis ins Märkische Zentrum könnte täglich 15.000 zusätzliche Fahrgäste anlocken. Würde es auf dieser Strecke noch vorher einen Zwischenhalt am Eichhorster Weg geben, könnte sich das Fahrgastaufkommen sogar um 25.000 Kunden steigern. Die Verlängerung bis zum Senftenberger Ring würde nicht zu zusätzliche Fahrgästen, sondern nur zu einer Verlagerung führen, und gilt deshalb als chancenlos.
Für den Neubau eines Abzweiges der U 6 auf das Gelände des heutigen Flughafens Tegel, bis zum Terminal A, gibt es verschiedene Trassenberechnungen. Am chancenreichsten scheint da die kürzeste, direkte Strecke zum Terminal A, die nach Ansicht der Planer von 15.000 Fahrgästen täglich genutzt werden könnten. Im Nachhinein ist es wirklich ein Treppenwitz, dass über die Realisierung einer Schienenverbindung zum Terminal A erst für den Zeitpunkt ernsthaft nachgedacht wird, in dem es den Flughafen nicht mehr gibt. – Text: Gerd Appenzeller
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